Ulrich Stottmeister
Der deutsche Mineraloge und Bergingenieur August Schmidt (1802–1832) nahm im Jahr 1829 an einer Etappe der „Russisch-Sibirischen Reise“ Alexander von Humboldts teil. Bisher war über Schmidt so wenig bekannt, dass die Forschungsliteratur nicht einmal seinen richtigen Vornamen verwendete. Dieser Artikel präsentiert neue Erkenntnisse über seine Biografie und verfolgt den Weg, der ihn zu einer Anstellung als Bergwerksdirektor in den Ural und zur Teilnahme an Humboldts Reise führte. Humboldt erwartete ebenso wie die anderen an der Reise teilnehmenden Mineralogen, im Ural Diamanten zu finden. Diese Erwartungshaltung war bereits in den Jahren vor der Reise durch einen internationalen Wissensaustausch zu den geologischen Ähnlichkeiten der Kontinente entstanden, an dem Alexander von Humboldt maßgeblich beteiligt war.
August Schmidt (1802–1832), a German mineralogist and mining engineer, took part in a stage of Alexander von Humboldt’s Russian-Siberian Journey in 1829. Until now, so little was known about Schmidt that the few scholars who mentioned him did not even use his real first name. This article presents new findings about his biography and traces the path that led him to employment as a mine director in the Urals and to his participation in Humboldt’s voyage. Humboldt, as well as the other participating mineralogists, expected to find diamonds in the Urals. These expectations arose years before the trip through an international exchange of knowledge about the geological similarity of the continents, in which Alexander von Humboldt played a key role.
Август Шмидт (1802–1832), немецкий минералог и горный инженер, принимал участие в одном из этапов российско-сибирского путешествия Александра фон Гумбольдта в 1829 году. До сих пор о Шмидте было известно так мало, что те немногие ученые, которые упоминали его, даже не использовали его настоящее имя. В этой статье представлены новые сведения о его биографии и прослеживается путь, который привел его к назначению на должность Управляющего рудником на Урале и к участию в путешествии Гумбольдта. Гумбольдт, как и другие минералоги-участники, рассчитывали найти алмазы на Урале. Эти ожидания возникли за годы до поездки в результате международного обмена знаниями о геологическом сходстве континентов, в котором Александр фон Гумбольдт сыграл ключевую роль.
Die Auswertung der deutschsprachigen Zeitungen der einstigen baltischen Provinzen des russischen Kaiserreiches gab die Anregung zur Erarbeitung einer ausführlichen Biografie von August Schmidt, eines zeitweiligen Reisebegleiters Alexander von Humboldts im Jahr 1829 bei der Russisch-Asiatischen Reise.1 Schmidts Name ist eng mit der Entdeckung der ersten europäischen Diamanten im Ural verbunden. Im Jahr 1829 wurden die interessierten Leser im russischen Kaiserreich über die Reise des Baron von Humboldt nicht nur zeitnah durch russischsprachige Nachrichten über die einzelnen Zwischenstationen informiert, sondern auch durch längere Beiträge mit wissenschaftlichem Anspruch. Besonders letztere erschienen in der Regel zuerst in den Petersburger Nachrichten (Aranda u.a. 2014: Suchowa, S. 411–504, Suckow, S. 45–467, Charitonow 2012, 2016), danach aber in nur kurzem zeitlichen Abstand ebenfalls in den deutschsprachigen „Zeitblättern“ der Baltischen Provinzen. Besonders erwähnt werden sollen hier die Dörptsche Zeitung2, der Deutsche Merkur, die Allgemeine Deutschen Zeitung für Russland und andere lokale Ausgaben des Russischen General-Gouvernements von Pleskau, Liv-, Esth- und Kurland, wie der offizielle Name des Baltikums lautete.
Der Diamantenfund im Ural wurde erstmalig der Öffentlichkeit am 9./21. November 1829 in französischer Sprache (Anonym 1, 1829) im Journal de St. Pétersbourg politique et littéraire (Nr. 155) bekanntgegeben, in deutscher Sprache in den baltischen Zeitungen (Anonym 2, 1829, am 19. November/1. Dezember und Anonym 3, 1829, am 20. November/2. Dezember).
Ein weiterer erwähnenswerter Beitrag mit wissenschaftlichem Anspruch, der von tieferen Kenntnissen des unbekannten Verfassers der allgemeinen Vorgeschichte des Diamantenfundes und insgesamt der Geologie spricht, erschien unter dem Titel Diamanten in Rußland ebenfalls in der Dörptschen Zeitung (11./23. Dezember 1829, Nummer 99). Erstaunlicherweise wird auch hier bereits ein Erkenntnisstand vermittelt, der sich nur unwesentlich vom heutigen unterscheidet und die Rolle Humboldts und seine Beteiligung an der Entdeckung der Diamanten sachlich einschätzt.
An dieser Stelle soll besonders hervorgehoben werden, dass diese Zeitungen nachträglich ihre Beiträge zur Entdeckung der Diamanten ergänzten. In dieser Ergänzung wurde „August Schmidt“ aus Weimar als Entdecker der Diamanten genannt – der Name „Schmidt“ war in den vorher genannten Berichten nicht erwähnt worden. Diese Nachricht kam aus Weimar und stammte aus der Berliner Zeitung.
Nachfolgend wird der vollständige Text der am 25. Dezember 1829/6. Januar 1830 veröffentlichten Erläuterung aus dem Libauschen Wochenblatt übernommen (Anonym 4, 1829):
Weimar, vom 14. Dezember 1829:
Die Nachricht, daß in den am Ural liegenden Besitzungen des russ. Kammerherrn Grafen Polier Diamanten gefunden worden seien, bedarf noch einer Erläuterung zur Ehre eines deutschen Landsmanns. Der Graf Polier hat nämlich diese Entdeckung einem jungen Deutschen, dem Bergwerkskundigen August Schmidt aus Weimar, jüngsten Sohn des noch hier lebenden achtbaren Kaufmanns J. F. Schmidt zu danken. Dieser hat das Studium der Bergwissenschaft auf der Bergakademie zu Freiberg mit vielem Fleiße betrieben und war, nach Vollendung des akademischen Kursus, mit guten Zeugnissen und Kenntnissen ausgestattet, dem Grafen Polier für seine Bergwerke in der Herrschaft Perm als Aufseher empfohlen worden. Als der Frhr. v. Humboldt in diesem Jahr jene Gegenden bereiste, nahm er Hrn. Schmidt als Reisebegleiter mit und höchst interessant mögen für letzteren die Resultate dieser Reise gewesen seyn, denn gleich nach seiner Rückkehr machte er (wahrscheinlich durch die ihm vom Hrn. von Humboldt mitgeteilthen Erfahrungen geleitet), jene nicht allein für seinen Prinzipal, sondern auch für das ganze Europa so wichtige Entdeckung.
Nahezu gleichlautend wurde diese Meldung auch in der Dörptschen Zeitung veröffentlicht (Anonym 5, 1829) und im Pernauschen Wochenblatt (Anonym 6, 1829).
Durch diese Notiz ergaben sich im Rahmen von Recherchen des Autors zur Humboldt-Reise 1829, speziell zur Rolle der Universität Dorpat, eine Reihe von Fragen:
Die Beantwortung dieser Fragen wurde der Leitfaden der nachfolgenden zweiteiligen Studie.
Die oben genannten Punkte 1 und 2 werden im ersten Teil dieser Studie, die direkt mit Alexander von Humboldt verbundenen oder ergänzenden Punkte 3 bis 6 im zweiten Teil betrachtet.
Im Jahr 2017 erschien in russischer Sprache von B. G. Schadrin (Schadrin 2017) der erste ausführliche Bericht über August Schmidt mit voller Vornamensnennung (August Christian Friedrich). Die Grundlage für diese Veröffentlichung waren Recherchen von Herrn Dr. Kaden (Universitätsarchiv TU Bergakademie Freiberg) und Frau Dr. Deinhardt (Thüringer Staatsarchiv), welche die in den Baltischen Zeitungen genannten Fakten bestätigten. C. Eckert (Eckert 2019) bedauert in seiner ausführlichen Darstellung zur Geschichte der Ural-Diamanten: „Über Friedrich Schmidt ist wenig bekannt …“ und nennt die Immatrikulationsnummer an der Bergakademie Freiberg sowie den Einschreibungsnamen A. F. Schmidt (Eckert 2019, S. 267 Fn 4).
Das Schicksal von August Schmidt im Ural konnte durch neue Forschungsergebnisse zur Humboldtreise, die bisher nur in russischer Sprache publiziert wurden, verfolgt werden (Schadrin und Kajgorodnow 2013, Schadrin 2015, 2017).
Der Autor möchte an dieser Stelle Frau Dr. S. G. Kamzolowa3 für ihre Literaturrecherchen und Herrn B. G. Schadrin4 für die Bereitstellung der von ihm im Russischen Staatsarchiv aufgefundenen und bislang unbekannten Briefe Alexander von Humboldts an den Grafen Polier (Humboldt 1829/1830)5 seinen herzlichen Dank aussprechen.
Im oben zitierten Bericht aus dem Libauschen Wochenblatt war Weimar als Geburtsort von August Schmidt genannt worden.
Weimar als Regierungssitz des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach war zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine landwirtschaftlich geprägte, relativ arme, wirtschaftlich unterentwickelte und verschlafene Kleinstadt mit etwa 6000 Einwohnern. Kleinstädtische Mund-zu-Mund-Kommunikation übertrug jedes Geschehen aus dem nach schwerem Brand wieder aufgebauten Schloss und über die führenden Persönlichkeiten sowie die prominenten Besucher des Kleinstaates zu den Bewohnern der Stadt (Wurm 2019, S. 15). Durch die Heirat des Erbprinzen Carl Friedrich (1783–1853) mit der Zarentochter Maria Pawlowna Romanowa (1786–1859) im Jahr 1804 und die Erhebung zum Großherzogtum auf dem Wiener Kongress 1815 begann ein allgemeiner Aufschwung des Kleinstaates mit Beachtung auch im europäischen Rahmen.
Im Hauptstaatsarchiv Weimar findet sich in einer Sammlung von biographischen Angaben zu Schülern des Wilhelm-Ernst-Gymnasiums im „Nachlass Otto Schlegel“ ein Eintrag zum Schüler August Christian Friedrich Schmidt, geboren am 3. Februar 1802 in Weimar. Als Vater wird der Kaufmann und Tuchhändler Johann Friedrich Schmidt aus Weimar, als Mutter Justine Magdalene Johanne Kühn aus Erfurt genannt. Der Besuch des Gymnasiums wird durch die Eintragungen für die Jahre 1816, 1819 und 1820 belegt.
Der Name „Schmidt“ war in Weimar seinerzeit sehr häufig anzutreffen. Der direkte Bezug zum späteren Bergwerkskundigen August Schmidt ist durch einen handschriftlichen Eintrag herzustellen: „geht nach Freiberg, um Bergwerkwissenschaft zu studieren, tut das bis 1824“6.
Die soziale Stellung des Vaters ermöglichte offenbar seinem jüngsten Sohn den Besuch des Wilhelm-Ernst-Gymnasiums und zeugt davon, dass die Familie zu den bessergestellten Bürgern Weimars gehörte, aber keine direkte Verbindung zum Weimarer Hof hatte. Der Besuch des 1712 vom Weimarer Herzog Wilhelm Ernst gegründeten Gymnasiums garantierte eine elitäre Ausbildung durch berühmte Persönlichkeiten der deutschen Geisteswelt, insbesondere des „Goldenen Zeitalters“7 der Weimarer Klassik (Walter 1908, Francke 1916, Dempe 1982).
Zu den bekanntesten Lehrern des Gymnasiums gehörten Herder8, Voß9, Musäus10 und – an dieser Stelle hervorzuheben – Friedrich Wilhelm Riemer11. Riemer war Philologe und Theologe und nach dem Studium in Halle als Hauslehrer der Kinder von Wilhelm von Humboldt tätig. Er begleitete Wilhelm von Humboldt nach Italien und wurde von diesem 1803 in Goethes Weimarer Haus eingeführt. Bis 1808 unterrichtete Riemer Goethes Sohn August, von 1812 bis 1821 war Riemer am Wilhelm-Ernst-Gymnasium Lehrer, also in der Zeit, in der auch August Schmidt dort Schüler war. Über Schmidt berichten keine weiteren Eintragungen des Gymnasium-Archivs. Bekannt ist durch seine späteren Briefe, dass er die französische Sprache gut beherrschte und eine besondere Vorliebe für die Naturwissenschaften zeigte.
Auf der Suche nach Einflüssen, die einen aus bürgerlichem Umfeld stammenden Weimarer Gymnasiasten wie August Schmidt, um 1820 dazu bewegt haben könnten, ein Studium der Bergwerkskunde und eine Tätigkeit in Russland aufzunehmen, werden nachfolgend einzelne zeitbezogene Ereignisse, aber auch größere Zusammenhänge betrachtet, die die deutsch-russischen Wissenschaftsverflechtungen insbesondere auf dem Gebiet der Chemie und Mineralogie zu Beginn des 19. Jahrhunderts widerspiegeln (Roussanowa 2018, 2020).
Im Jahre 1765 wurde nach dem Siebenjährigen Krieg die Kurfürstlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg gegründet, um auf der Grundlage neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Entwicklungen den Bergbau in Sachsen zu beleben. 1806 in Königlich-Sächsische Bergakademie zu Freiberg umbenannt, ist die heutige Technische Universität Bergakademie Freiberg die älteste noch existierende montanwissenschaftliche Hochschuleinrichtung. Von Anbeginn wurden bergmännische Praxis, bergbauliche Maschinenlehre und chemisch-analytische Verfahren insbesondere für die Tätigkeit im Gelände und „vor Ort“ in der Lehre berücksichtigt. Es ist auffällig, dass sehr viele Studenten aus den baltischen Staaten stammten und viele der deutschen Absolventen in Russland eine Tätigkeit aufnahmen. Der Austausch des Sächsischen Montanwesens mit Russland wird von Naumann (Aranda u.a. 2014: Naumann, S. 305–328) beschrieben.
August Schmidt war im kleinstädtischen Milieu Weimars aufgewachsen, in dem das tägliche Geschehen am großherzoglichen Hof auch dominierend für den Alltag der Einwohner der Stadt war. Die Aufnahme seines Studiums 1820 in Freiberg im benachbarten Königreich Sachsen führte ihn nicht nur in eine andere Umgebung mit starker Luftverschmutzung durch die Hüttenwerke (Stottmeister 2017, S. 79), sondern auch in ein anderes soziales Umfeld, das Bergbautradition und anspruchsvolle Lehre, anstrengende praktische Arbeit unter Tage und reges studentisches Leben (als „Bursche“) verband. Im Immatrikulationsjahr 1820 waren insgesamt 31 Studenten eingeschrieben, von denen allein 20 aus Sachsen kamen und fünf adlig waren.
August Christian Friedrich Schmidt aus Weimar musste als „Ausländer“ aus dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach im Königreich Sachsen für die Aufnahme des Studiums in Freiberg ein Studiengesuch stellen, in dem er sich auf den Besuch des Gymnasiums in Weimar bezog.12 Nach der Befürwortung durch das Oberbergamt Freiberg13 erfolgte die Genehmigung durch den Sächsischen König am 22. September 1820. Schmidt wurde unter der Matrikelnummer 938 mit den Vornamen-Kürzel „A. Fr.“ für August Friedrich eingetragen und war bis 1823 Student der Königlich-Sächsischen Bergakademie zu Freiberg. Als „Ausländer“ musste Schmidt den Professoren ein festgelegtes Honorar bezahlen (Gottschalk in: Anonym 1866, S. 252).
Seit 1819 war Siegmund August Wolfgang Freiherr von Herder14 (1776–1883) Vizeberghauptmann, 1826 wurde er Königlich Sächsischer Oberberghauptmann. Herder erwarb sich bei der Umgestaltung und Modernisierung der polnischen Bergwerke ebenso Verdienste wie bei der weitsichtigen Modernisierung des sächsischen Bergbaus, z.B. der Planung des Rothschönberger Stollns (Stottmeister 2018), zu dessen späterem Bau die Befürwortung und das Gutachten Alexander von Humboldts, der Herder sehr schätzte, maßgeblich beigetragen haben.
Das Verhalten und der Charakter von August Schmidt konnte von den Professoren durch deren Erfahrungen aus drei Studienjahren zutreffend eingeschätzt werden. Die vollständig vorhandenen Gutachten der Professoren und Lehrer von August Schmidt zeigen die Breite des Studienangebotes.
Nachfolgend werden einige der Fachgebiete der Professoren und deren Gutachten aufgeführt, die für die spätere Tätigkeit von August Schmidt von Bedeutung waren.
Herr Schmidt hat die Vorlesungen über Unterbergmaschinenbau zweimal geführt und fleißig besucht. Doch ist er zuweilen auch längere Zeit abwesend gewesen. Über … sein sittliches Verhalten ist nichts Nachteiliges von ihm bekannt.
Herr Schmidt hat bei mir die Vorlesungen über allgemeine Chemie und Hüttenkunde mit Aufmerksamkeit und Fleiß […] besucht und sich sehr gute Kenntnisse in diesen Wissenschaften erworben. Sein Betragen war übrigens still und zurückgezogen und sittlich gut. Er verhält sich als fleißiger Studierender und nicht als Bursche.
Schmidt hört gegenwärtig höhere Mathematik und Bergmaschinenlehre. Er ist ein sehr gesetzter junger Mann.
Herr Schmidt hat bei dem Letztgenannten die Vorlesungen in Mathematik und theoretischer Markscheidekunst mit viel Fleiß besucht und sich still sehr sittlich betragen.
Für August Schmidt liegt sowohl das Patent als auch der Entwurf eines Zeugnisses (Testimonium morum et diligentiea) vor. Im letzteren wird bescheinigt, dass Schmidt vom 22. September 1820 bis 1. September 1823 die bergmännischen Studien durchgeführt hat. Eine herausragende Persönlichkeit der Bergakademie war August Breithaupt (1791–1873), der bereits im Alter von 22 Jahren im Jahr 1813 Lehrer für Mineralogie an der Bergakademie wurde. Er übernahm nach Prof. Werners16 Tod im Jahr 1817 dessen Vorlesungen über Mineralogie, bis Carl Friedrich Christian Mohs ihn als Professor ablöste. Allerdings verließ Mohs Freiberg bereits im Jahr 1826 wieder. Breithaupt erhielt nunmehr die vakante Professur für Mineralogie und hatte diese bis 1866 inne.
Von Mohs stammte ein wichtiger Beitrag zur Mineralogie: Die Entwicklung einer Härteskala als Hilfsmittel zur Klassifizierung von Mineralien. Zwar von Mohs noch in der Grazer Zeit entwickelt, erfolgte ihre Vervollkommnung in Freiberg durch eine Erweiterung von Breithaupt. Diese Überprüfungsmethode spielte bei der späteren Tätigkeit von Schmidt im Ural eine wichtige Rolle.
August Schmidt ließ sich bereits 1823 ein Zeugnis über sein Studium ausstellen. Nach der Notiz auf einer Karteikarte des Gymnasiums hat er jedoch bis 1824 in Freiberg studiert. Angaben über Tätigkeiten nach dem Studium sind im Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar – nicht zu finden.
Im Archiv der Bergakademie Freiberg ist ein auf vier Jahre später, den 10. November 1828, datiertes Gesuch von Schmidt zur Ausstellung eines weiteren Zeugnisses über sein Studium an der Bergakademie vorhanden.17 Bei späteren Zitationen von Ausschnitten wird dafür „Gesuch Schmidt“ verwendet.
In der ausführlichen Begründung dieser Bitte, die nicht an einen Vertreter der Bergakademie gerichtet wurde, sondern direkt an den Oberberghauptmann Freiherr von Herder selbst, begründet August Schmidt diesen ungewöhnlichen Schritt und erläutert die Hintergründe, die ihn dazu führten. Diese bezogen sich auf ein Angebot, eine Stelle als Verwalter von Bergwerken in der Region Perm im Ural anzutreten.
In seinem Gesuch beantwortet Schmidt die Fragen, auf welche Weise er zu diesem Angebot gelangte und wie die Einstellungsbedingungen für einen deutschen Bergwerksspezialisten in Russland waren – einem Land, das selbst eine Bergwerkselite ausbildete.
Dieses Gesuch ist als ein seltenes Zeitdokument anzusehen, das die Situation eines Absolventen der renommierten Bergakademie Freiberg darstellt, der aus dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach stammte, einem Land, in dem es nur wenige Bergwerke oder eine erwähnenswerte bergwerksverwandte Industrie gab. Lukrative Verwaltungsposten, die eine Anwendung seiner beruflichen Qualifikation versprachen, dürften August Schmidt bei seiner sozialen Herkunft kaum zugänglich gewesen sein, hätten sich aber eventuell nach einer erfolgreichen Tätigkeit im Ausland ergeben können.
Aus diesem Grund wird dieser Brief nachfolgend als Kopie des Originals dargestellt und vollständig transkribiert.
Abb. 1: Faksimile des Originalbriefs August Schmidt an den Oberberghauptmann von Herder vom 10. November 1828 (UAF, OBA 391 Bl. 12–13).
Weimar d. 10ten Novbr. 1828
Hochwohlgeborener Herr Ober-Berghauptmann!
Nur in der Voraussetzung, daß Eurer Hochwohlgeboren auch noch jetzt das Wohlwollen gegen mich hegen, dessen ich mich während meines wiederholten Aufenthaltes in Freyberg zu erfreuen hatte, und nur auf die mir gegebene ausdrückliche Erlaubniss, mich in Fällen, wie dem gegenwärtigen, der mein Fortkommen betrifft, an Sie zu wenden, wage ich es, Euer Hochwohlgeboren mit einer mich persönlich betreffenden Angelegenheit zu behelligen.
Herr Hofrath Soret, Erzieher unseres jungen Erb-Großherzogs, erhielt durch den Banquieur Duval in Petersburg den Auftrag, einen deutschen Bergmann für die Dienste des Grafen Polier zu engagiren. Dieser Graf Polier, ein geborner Franzose, der seit geraumer Zeit in Rußland lebt, besitzt bedeutende Landstriche im Gouvernement Perm, mit, wie es scheint, schon ziemlich beträchtlichen Bergbau auf Kupfer. Seine Absicht geht indessen dahin, diesen Bergbau noch mehr zu erweitern, eine geognostische und bergmännische Untersuchung seines Gebiets anzustellen und wo möglich neue Gruben anzulegen. Besonders ist Ihm auch daran gelegen, gewisse Spuren von Gold-Lagerstätten weiter zu verfolgen18. Der Bergmann, den Er zu diesem Zwecke in Seine Dienste zu nehmen wünscht, soll daher ein guter Geognost seyn; er wird den Betrieb der neu anzulegenden Gruben leiten, mit der Leitung der schon im Umtriebe stehenden hingegen nichts zu thun haben, als etwaige Verbesserungen dabei in den Vorschlag zu bringen.
Herr Hofrath Soret, dem es bekannt war, daß ich mich mit Bergbaukunst und Hüttenkunde beschäftige, trug mir diese Stelle unter verhältnißmäßig ziemlich vortheilhaften Bedingungen an. Diese Bedingungen sind, außer freier Reise von hier bis an Ort und Stelle in Perm: 3000 Rubel (Papier-) jährlich als fixe Besoldung, freie Wohnung, Heitzung, Pferde und Wagen. Außerdem sind mir noch 4 p: C: von dem Ertrage der neu anzulegenden Gruben, und von dem Mehrertrage, den meine Verbesserungen bei den schon existirenden zur Folge haben dürften, als ein, freilich prekäres Nebeneinkommen zugestanden worden.
Seit meinem Abgange von Freyberg habe ich mich unablässig damit beschäftigt, mir die Kenntnisse zu eigen zu machen, die besonders einem jungen Bergmann in meiner Lage, der auf eine Anstellung außerhalb Deutschlands denken muß, nöthig sind und mich auch sonst in den Stand gesetzt, von dem Aufenthalt in einem fremden Lande den möglichsten Vortheil zu ziehen. Es konnte mir daher ein Antrag wie der gegenwärtige, zumal da ich nach Fehlschlagung mancher andren Pläne ohne nahe liegende Aussicht auf eine Anstellung bin, nicht anders als willkommen seyn. Gern lege ich mir die Selbstverbannung an die Grenze Sibiriens auf, um endlich einmal nach meinem Geschmacke thätig seyn zu können.
Der Graf Polier wünscht, daß ich wenigstens Mitte Januars in Petersburg eintreffe, um bis Ende Februar, wo ich in seiner Gesellschaft nach Perm reisen werde, etwas Zeit zu haben, mich mit der russischen Sprache zu beschäftigen. Er wünscht ferner, wie billig, daß ich mich mit Zeugnissen meiner Kenntnisse versehe und dieß ist der Punkt, der mir die nächste Veranlassung gab, diese Zeilen an Euer Hochwohlgeboren zu richten. Ich wage nemlich die gehorsamste Bitte, die Herren Lehrer, deren Vorträge ich während meiner Studienjahre in Freyberg das Glück hatte benutzen zu können, zu veranlassen, mir solche Zeugnisse auszufertigen, nemlich, wenn es seyn kann, von jedem dieser Herren insbesondere. Von unschätzbarem Werthe würde für mich seyn, wenn auch Euer Hochwohlgeboren mir die Gunst zu Theil werden ließen, diesen Zeugnissen der Herrn Lehrer ein eigenhändiges beizufügen. Da mir, um Mitte Januars in Petersburg anzulangen, kaum fünf Wochen Zeit übrig bleiben, um meine Einrichtung zu treffen, so wäre es mir sehr erwünscht, wenn die erbetenen Zeugnisse vor Ablauf dieser Frist hier einträfen.
Könnte ich auch nur einen kleinen Theil der Verpflichtungen, die Euer Hochwohlgeboren mir vom Beginn meiner bergmännischen Laufbahn an auferlegt haben, und durch Gewährung meiner gehorsamsten Bitte noch vermehren werden, compensiren, so würde mich dieß unendlich glücklich machen. Vielleicht bietet meine Reise nach Rußland, mein Aufenthalt am Fuße des Ural, mir Gelegenheit dazu. Mit welchem Vergnügen würde ich Aufträge Euer Hochwohlgeboren für dieses Land übernehmen, und wie sehr würde ich es mir angelegen seyn lassen, sie aufs Beste zu erfüllen!
Wie sehr wünsche ich, Zeit genug zu haben, um vor meiner Abreise noch einmal das kolossale Ganze des Freyberger Bergbaues durchlaufen und die neuen Schöpfungen beaugenscheinigen zu können, die unter dem glänzenden Directorium Euer Hochwohlgeboren in den letzten Jahren noch hinzugekommen sind. Dieser Genuß wird einer der ersten seyn, den mir meine dereinstige Rückkehr aus Rußland gewähren wird, und ich hoffe dann Euer Hochwohlgeboren persönlich die Gefühle der lebhaftesten Dankbarkeit und der tiefsten Verehrung bezeugen zu können, mit welchen ich verharre
Dero
unterthänigster Diener
August Schmidt
Der vorhandene Entwurf des „Testimoniums“ entsprach zwar nicht dem Wunsche August Schmidts nach Äußerungen der einzelnen Lehrer der Bergakademie, dürfte aber wahrscheinlich als offizielle Schrift mit dem „größeren Oberbergamts-Innsiegel“ eine sehr hohe Wichtung besessen haben. Dafür spricht auf der Abschrift die Zahl der signierten Bearbeiter auf dem Original.
Mit der termingerechten Übersendung der Urkunde nach Weimar konnte August Schmidt seine Reise nach Russland antreten, um – wie vom Auftraggeber erwartet – im Februar bei dem Graf Polier in St. Petersburg einzutreffen.
Schmidt fand keine Anstellung, bildete sich aber nach seinen Worten ständig weiter. Dazu fand er im Großherzogtum weniger auf bergbaulichem, wohl aber auf dem fachlich verwandten mineralogischem Gebiet hervorragende Gelegenheiten.
Es ist auffällig, dass in den „geognostischen“ Wissenschaften ab etwa 1820 eine „Diamanten-Begeisterung“ zu vermerken war. Diese erstreckte sich über nahezu ein Jahrzehnt. Am Ende einer kontinuierlichen Erkenntnis-Entwicklung mit neuen wissenschaftlichen Hypothesen wie der „Ähnlichkeit der Kontinente“ entwickelte sich eine wissenschaftliche Erwartungshaltung zum Auffinden weiterer Diamantenlagerstätten. Das Auffinden der europäischen Diamanten im Jahr 1829 mit direkter Beteiligung von August Schmidt wurde daher zu einem erwähnenswerten Höhepunkt der zeitgenössischen Pressemeldungen.
Alexander von Humboldt hatte durch seine wissenschaftlichen Reisebeschreibungen das besondere Interesse an Südamerika erweckt, jedoch Brasilien nicht bereisen dürfen. Wahrscheinlich durch diese Lücke in den Landesbeschreibungen bedingt, war Brasilien das Land, das im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum ein besonderes Interesse fand. Meldungen über die Gold- und Diamantenfunde unterstützten diese Brasilien-Begeisterung, die durch die Beschreibungen der Reisen von Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied (1782–1867) von 1815–1817 und von Carl Friedrich Martius (1794–1868) von 1817–1820 gefördert wurden (Wied zu Neuwied, 1820/1821, 1822, Spix und Martius 1828).
Mit zunehmender globaler Weltsicht am Ende des 18. und zum Beginn des 19. Jahrhunderts begann in der „Geognostik“ auch die Diskussion um die Herkunft der Diamanten. Beeinflusst haben diesen Fachstreit die Neptunisten z.B. mit Vorschlägen, zwischen der Bernsteinbildung und einer Diamanten-„Kristallisation“ Ähnlichkeiten zu sehen. Die „Plutonisten“ suchten dagegen ein „Muttergestein“ und waren sich durchaus bewusst, dass die Fundorte der Diamanten nicht Orte der Bildung derselben sein konnten.
Durch seine Veröffentlichungen über Brasilien, insbesondere über dessen Geologie und Bodenschätze wurde Freiherr von Eschwege19 (Abb. 2) bekannt. Aufgrund seiner hervorragenden wissenschaftlichen Tätigkeit war Eschwege bereits 1813 zum korrespondierenden Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg berufen worden.
Eschwege galt zu dieser Zeit nicht nur als bester Kenner Brasiliens, sondern auch als Wissensvermittler zu den Fachkollegen und wurde von Alexander von Humboldt geschätzt.
Der Humboldt-Forscher Hanno Beck hat W. L. Eschweges Lebensweg ausführlich beschrieben (Beck 1959, 1959a). Beck ging insbesondere auf die Gespräche Humboldts mit Eschwege im Jahr 1821 in Paris ein und vermutete, dass die erhaltenen beiderseitigen Anregungen sowohl in dem im Jahr 1822 von Eschwege in Weimar veröffentlichten Buch (siehe Kap. 2.2.) als auch in dem im Folgejahr 1823 von Alexander von Humboldt verfassten und in Paris erschienenem Essay20 (Humboldt 1823) berücksichtigt wurden (Beck 1959a, S. 53). Beck konnte nicht nachweisen, ob Humboldt die Sammlungen Eschweges persönlich gesehen hatte.
Abb. 2: Baron Wilhelm Ludwig von Eschwege, Gemälde aus dem Museu Paulista Universidad de Sao Paulo Brasilien, Inventar-Nummer 1-19410-0000-0000. Mit Zustimmung des Museums.
Die Prognosen zur Ähnlichkeit der beiden Erdhälften fanden bei den Geologen Akzeptanz und Verbreitung und initiierten in der Folgezeit die Erwartungshaltung zum Vorkommen von Diamanten bei ähnlichen geologischen Verhältnissen nicht nur in Brasilien, sondern auch in Europa, speziell im Ural (Engelhardt21 1826, 1828). Die Gedanken zur „Ähnlichkeit der Erdhälften“ waren u.a. ein wissenschaftlicher Hintergrund der Russisch-Asiatischen Reise Alexander von Humboldts im Jahr 1829.
Zu Goethes Aufgaben im Staatsdienst des Herzogtums zählte die Beaufsichtigung der Jenaer Universität, für deren Modernisierung er sich durch Neuberufung von Professoren z.B. für Chemie und Mineralogie einsetzte (Borchmeyer 1998). Ein besonders zu erwähnender Mineraloge mit engen Beziehungen zu Russland war Johann Georg Lenz23. Seit 1794 Professor in Jena, war Lenz der Gründer der 1797 ins Leben gerufenen „Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“, der ersten geowissenschaftlichen Gesellschaft Europas. Diese international tätige Gesellschaft widmete sich insbesondere dem Anlegen von Sammlungen und stand in engem Austausch mit der nach ihrem Vorbild 1817 gegründeten „Petersburger Gesellschaft für die gesamte Mineralogie“24, die sich in Struktur und Aufgaben an die „Jenaer Sozietät“ anlehnte und zeitweilig sogar die deutsche Sprache zur wissenschaftlichen Kommunikation nutzte. Die bereits vor der Gesellschaft im Jahre 1779 gegründete Jenaer Mineraliensammlung gehört heute mit rund 80.000 Objekten zu den ältesten und größten Universitäts-Mineraliensammlungen Deutschlands. Die Sammlung erhielt durch die Schenkung des russischen Fürsten Golizyn25, einem russischen Vulkanologen und Mineralogen, einen bedeutenden Zuwachs. 1799 wurde Golizyn Präsident der Gesellschaft.
Goethe war 1775 durch das Angebot des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach26 in den Staatsdienst des Herzogtums eingetreten. Als Geheimer Legationsrat und Mitglied des Geheimen Consiliums erhielt er im Jahr 1776 den Auftrag, die seit 1739 verfallenen Bergwerksanlagen zur Förderung von Kupfer- und Silbererzen in Ilmenau daraufhin zu prüfen, ob diese wieder in Betrieb genommen werden können (Krähenbühl 1993). Im Jahre 1796 wurden die Arbeiten nach Fehlschlägen wieder eingestellt und 1812 völlig aufgegeben. Das Steinkohlevorkommen in Manebach/Kammerberg war wenig ergiebig und galt 1830 als weitgehend erschöpft (Fiala 2000, S. 64). Ebenso wenig waren die langjährigen Bemühungen erfolgreich, in Stotternheim27 Solequellen zur Salzgewinnung zu erschließen. Deren Probleme gehörten ebenso wie die der Saline in Sulza zwar nicht zum Aufgabenbereich Goethes, trotzdem verfolgte er die Salinen-Arbeiten mit Interesse.
Goethe hatte bereits frühzeitig begonnen, Mineralien zu sammeln. Es war nicht nur die Begeisterung der vielfältigen mineralischen Formen, die Goethe faszinierte, sondern er bezog auch die zeitgenössischen Theorien zur Entstehung der Erde und der Erdgeschichte in seine Betrachtungen mit ein. Er war bis zum Schluss seines Lebens ein überzeugter Vertreter des von A. G. Werner (siehe Fn 16) vertretenen Neptunismus und stand damit zunehmend im Gegensatz zum Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnisse und damit auch zu Alexander von Humboldt (s.o.).
Seine Mineraliensammlung, die bei seinem Tod auf 17.800 Steine angewachsen war, kann heute im Goethe-Nationalmuseum Weimar und im Museum des Prämonstratenser-Stifts in Teplá (Tschechien) betrachtet werden (Gnam 2001, S. 162–164).
Anerkennung erhielten Goethes mineralogische und geologische Aktivitäten (Engelhardt 1999, S. 319–330) dadurch, dass er als Ehrenmitglied in die Jenaer Sozietät aufgenommen wurde. Goethe erhielt zudem von der Gesellschaft wertvolle Sammlungen als Geschenke.
Auch Goethe selbst vermittelte Sendungen von Mineralien nach Petersburg. Zur Bereitstellung sächsischer Stufen nutzte er die Verbindung zu seinem Patenkind, zum Oberberghauptmann Herder (s.o.) in Freiberg. Im Jahr 1827 wurde eine Sendung durch Kurier nach Petersburg übermittelt, vermutlich als Geschenk der Erbgroßherzogin Maria Pawlowna.
Als Autorität auf dem Gebiet der Mineralogie zog Goethe bekannte Persönlichkeiten nach Weimar, so auch 1822 Wilhelm Ludwig Eschwege (siehe oben und Fn 19).
Der Besuch bei Goethe war jedoch nicht der einzige Grund von Eschweges mehrmonatigem Aufenthalt in Weimar. Es gab persönliche Bindungen, denn seine Jugendliebe Sophie von Baumbach (1785–1869) war Hofdame am Weimarer Hof und sein Jugendfreund Dr. Rehbein28 war Leibarzt sowohl vom Großherzog Carl August als auch von Goethe. Eschweges mehrmonatiger Besuch in Weimar begann mit einem ersten Treffen mit Goethe am 16. Januar 1822. Goethe berichtet in seinem Tagebuch von weiteren Besuchen.29 Der Dichter war zu diesem Zeitpunkt mit der Ordnung einer Mineralien- und Edelsteinsammlung beschäftigt, einer Tätigkeit, die er für den Großherzog Carl August ausführte. Es handelte sich um die damals berühmte Brückmann’sche Sammlung30, die in die vorhandenen umfangreichen Sammlungen des Großherzogs einbezogen werden sollte. In Goethes Tagebuch finden sich in diesen ersten Wochen des Jahres 1822 immer wieder Eintragungen, die von der Neuaufnahme von Gesteinen, der eigenhändigen Beschriftung von Kärtchen und Diskussionen mit dem Leibarzt Dr. Rehbein zu Fragen der Kristallbildung, hierbei insbesondere der von Diamanten, handelten.
Er geht auf die Sammlung von Rohdiamanten ein:
Eine Anzahl von 50 rohen Demanthkrystallen, merkwürdig einzeln, noch mehr der Reihe nach betrachtet, jetzt von Herrn Soret nach ihrer Gestaltung beschrieben und geordnet, gab mir eine ganz neue Ansicht über dieses merkwürdige31 und höchste Naturereigniß. (Goethe 1822 und Goethe 1836, 4. Bd., S 307)
Im Ergebnis der Besuche Eschweges am Hofe und bei Goethe und der Betrachtung der Mineraliensammlung Eschweges32 regte der Großherzog Carl August an, dass die von Eschwege in Vorträgen und Gesprächen geäußerten Ideen zum vermuteten Muttergestein der Diamanten aufgeschrieben und gedruckt werden sollten. Eschwege verfasste ein entsprechendes Manuskript mit dem Titel „Geognostisches Gemälde von Brasilien und wahrscheinliches Muttergestein der Diamanten“, das noch im Jahr 1822 gedruckt wurde. Wahrscheinlich übernahm der Großherzog auch die Kosten der Drucklegung, denn der überschwängliche Dank des sich oft in Geldnöten befindlichen Eschwege im Vorwort des Bandes lässt diese Vermutung zu. Hanno Beck (Beck 1959a, S. 45ff.) schildert in seiner ausführlichen Abhandlung „Eschwege und Alexander von Humboldt“ die Besuche bei Goethe. Offenbar hat auch Goethe dieser Episode eine durchaus bedeutsame Rolle zugeschrieben. Sowohl in seinem Tagebuch als auch in den Tag- und Jahresheften als Ergänzung meiner sonstigen Bekenntnisse wurde jeder Besuch Eschweges aufgeführt. Goethe hebt hervor (Goethe 1836, 4. Bd., S. 307, Goethe 1960ff., Goethe 1987ff., Detail-Angaben s. Literaturverzeichnis):
[…] Herr Eschwege hatte Brasilianische Gebirgsarten mit, die abermals beweisen, daß die Gebirgsarten der neuen Welt mit den der alten in der ersten Urerscheinung vollkommen übereinstimmen, wie denn auch sowohl seine gedruckten als auch handschriftlichen Aufzeichnungen hierüber dankenswerthen Aufschluß verleihen. […] (Goethe 1822)
Mit dieser Anmerkung Goethes wird die Bedeutung Eschweges bei der Verbreitung des Gedankens der geologischen „Gleichheit der Kontinente“ unterstrichen.
Besonders durch den Druck des Buches im Jahr 1822 fanden diese Gedanken Eschweges in der Fachwelt Verbreitung.
Eschweges Manuskript wurde bereits im Jahr 1822 im „Verlag des großherzoglich privilegierten Landes-Industrie-Comptoirs“ in Weimar mit der Nennung aller Titel und Verdienste Eschweges gedruckt. Eschweges geologischen Beschreibungen und Zuordnungen waren nach späterer Erkenntnis zwar nicht in allen Details zutreffend, eine zentrale Aussage zu einem „Muttergestein“ der Diamanten, aus dem in geologischen Zeiträumen Diamanten ausgewaschen werden, regte die Fachwelt zu Diskussionen an. Eschwege selbst nannte in der Abhandlung den „… gelehrten da Camora, zuletzt der Diamanten-Administrator33 (in Brasilien, USt)“ als den Wissenschaftler, dessen Vorstellungen zur Herkunft der Diamanten mit betrachtet wurden (Eschwege 1822, S. 37, S. 39). Eschweges grundlegende Überlegungen beruhten somit wiederum auf den Anregungen, die er von da Camora erhielt und die er weiterentwickelte.
Bei seiner Verabschiedung aus Weimar am 11. Mai 1822 überreichte der „Obrist“ Eschwege den schriftlichen Text seiner Abhandlung zur Herkunft der Diamanten, in dem Goethe nach seiner Tagebucheintragung noch am gleichen Tage las. Zum Ende des Jahres kehrte Eschwege nach Weimar zurück und Goethe beschäftigte sich wiederum intensiv mit den Ideen zum Muttergestein der Diamanten und den Ähnlichkeiten der Kontinente. Gemeinsam besichtigten sie in dieser Zeit die bemerkenswerten Mineralien-Sammlungen des Großherzogs.
Goethe entwickelte im letzten Jahrzehnt seines Lebens, also nach dem Besuch Eschweges und sicher durch diesen beeinflusst, eine anhaltende „Liebe zu Brasilien“ (Feder 1950), der in jüngerer Zeit durch Publikationen und Ausstellungen in Weimar vermehrt Beachtung gegeben wird (Schneider 2008, S. 17–20).
Als Kaiserinmutter34 beeinflusste Maria Fedorowna ihren Sohn, den von 1801 bis 1825 regierenden Alexander I. (1777–1825), nicht nur stark in dessen politischen Entscheidungen, sondern auch in der Heiratspolitik des Hauses Romanow. Die Eheschließung zwischen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und ihrer Tochter Maria Pawlowna (1786–1859) erfolgte im Jahre 1804 und war aus politischem Kalkül vermittelt worden.
Auch auf die Erziehung ihrer Enkel, so auf die des Weimarer Erbprinzen Carl Alexander (1818–1890), nahm das Zarenhaus einen direkten Einfluss. Aus St. Petersburg wurde der Wunsch übermittelt, dass ein Franzose als Erzieher und Hauslehrer des Erbprinzen ausgewählt und dieser eine zeitgemäße naturwissenschaftliche Ausbildung erhalten solle. Aus Weimar kam dann allerdings der Einwand, dass in diesem Fall die deutsche Sprache im Bewusstsein des zukünftigen Herrschers des Großherzogtums nicht die Rolle einnehmen würde, wie es letztlich für einen zukünftigen Regenten notwendig wäre.
Ein Kompromiss wurde dann mit dem französischsprachigen Schweizer Naturwissenschaftler Frédéric Soret (1795–1865) (Abb. 3) gefunden, der eine enge Verbindung zu Russland aufwies und in der Gunst des Kaiserhauses stand. Auch der anfänglich skeptische Goethe befürwortete diese Wahl – durchaus zu seinem eigenen Vorteil, wie sich später herausstellte.
Zur Biographie von Frédéric Soret (Wahle 1892) ist bekannt, dass dieser 1795 in St. Petersburg geboren wurde. Sein Vater Nicolas Soret (1759–1830) war nach Petersburg ausgewandert und hatte sich als Hofmaler einen guten Ruf erworben. Seine Mutter war Luise Johanna Duval, die Tochter eines Goldschmieds am Petersburger Hof. Nicolas Soret stand in der besonderen Gunst von Maria Fedorowna, der späteren Kaiserin, die auch Taufpatin seines Sohnes Frédéric war. Nicolas Soret verließ 1800 Russland und kehrte nach Genf zurück, so dass sein Sohn Frédéric auch dort erzogen wurde. Seinen Neigungen nachkommend studierte dieser in Paris Mineralogie und veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Arbeiten zur Kristallographie.
Abb. 3: Hofrath Frédéric Soret. Unbekannter Künstler (Wikimedia gemeinfrei).
Durch die Vermittlung der Kaiserinmutter Maria Fedorowna wurde ihr Patenkind Frédéric Soret als Erzieher des Erbprinzen in Weimar ausgewählt (Günther et al. 1993, S. 406).
Damit hatte Frédéric Soret am Weimarer Hof eine sehr bedeutsame und einflussreiche Position inne.
Dadurch wird auch verständlich, warum August Schmidt seine Beziehungen zu Soret, Duval und damit letztlich zum St. Petersburger Hof in seinem Zeugnis-Gesuch an maßgeblicher Stelle erwähnte und hervorhob. Nach vier Jahren ohne Anstellung sah er, dass er „ohne naheliegende Aussicht auf eine Anstellung“ sei und spricht über sich selbst, er sei ein „junger Bergmann in seiner Lage“ (Gesuch Schmidt).
In Weimar entstand zwischen Goethe und Soret, letztlich gestützt durch die verbindenden Interessengebiete Mineralogie und Kristallographie, eine freundschaftliche Beziehung. Soret ordnete nicht nur Goethes Mineralien, sondern auch die des Großherzogs nach neueren Gesichtspunkten und half später bei der Übersetzung von Goethes „Metamorphose der Pflanzen“ ins Französische.
Während des Besuches von Eschwege bei Goethe zum Beginn des Jahres 1822 und der Debatte um die Diamantenentstehung und Ähnlichkeit der Geologie der Kontinente war Soret bereits in Weimar anwesend. Später fertigte er eine Einordnung von vulkanischen Gesteinen an, die von Goethe veröffentlicht und ein Teil der kontroversen Neptunismus-Plutonismus-Debatte wurde (Baier 2013). In diesem Zusammenhang erwähnt Goethe in seinen Briefen an Soret die Arbeit des Dorpater Geologen Moritz von Engelhardt, die später im Zusammenhang mit der Voraussage Alexander von Humboldts zum Vergleich der brasilianischen Diamantenfunde und der im Ural denkbaren Vorkommen eine zentrale Rolle spielte. Goethe sieht in diesem Zusammenhang seine eigenen Ansichten zum „gewaltfreien“ Neptunismus (siehe Fn 18) bestätigt:
Im mineralogischen und geologischen Sinne ist mir ein gar schätzbares Heftlein zugekommen: Die Lagerstätte des Goldes und des Platin im Uralgebirge von Dr. Moritz von Engelhardt (Riga 1828) […] In seinen ganzen Erklärungen ist nicht das mindeste Gewaltsame, sondern man sieht die Natur wie sie still wirkt und wie ich sie liebe. (Uhde 1877, S. 60)
Goethe deutet offenbar die Worte Engelhardts in seinem Sinne des „sanften“ Neptunismus.
Die Frage, auf welche Weise August Schmidt in der Kleinstadt Weimar, in der zu erwarten war, dass die gebildeten Schichten einander kannten, mit Soret in Verbindung trat, kann leider nicht beantwortet werden. Die Inanspruchnahme einer Hilfeleistung des bestens ausgebildeten jungen Bergwerkskundigen Schmidt bei geologischen und mineralogischen Fragestellungen – insbesondere bei der erwähnten Zusammenstellung der sächsischen Mineralien – kann nicht belegt werden, liegt aber durchaus im Bereich des Möglichen.
August Schmidt gibt in seinem Gesuch auch darüber Auskunft, wer Frédéric Soret die Rolle des Vermittlers zum Grafen Polier angetragen hatte. Schmidt erwähnt, dass Soret „durch den Banquieur Duval in Petersburg den Auftrag … erhielt …, einen deutschen Bergmann für die Dienste des Grafen Polier zu engagieren“ (Gesuch Schmidt).
Die Verbindung zwischen Soret und Duval zum Grafen Polier in St. Petersburg lässt sich nachvollziehen, da das Leben und die Tätigkeit herausragender französischsprachiger Schweizer Bürger in St. Petersburg zum Beginn des 19. Jahrhunderts gut dokumentiert ist.
Bei der von Schmidt in seinem Gesuch neben Soret besonders hervorgehobene Person des „Banquieur Duval“ handelt es sich um François Jean Duval (1776–1854). Die Familie der Duvals zählte zu den in Russland sehr geschätzten künstlerisch tätigen Schweizer Handwerkern und war mit der Familie Soret verwandt. F. J. Duval war zwischen 1817 und 1830 Schweizer Konsul in St. Petersburg (Anonym 1838). Als Konsul war er wahrscheinlich der direkte Ansprechpartner der in St. Petersburg lebenden Schweizer, so auch für den Grafen Polier (siehe Teil II).
Die Einstellung von August Schmidt in die Dienste des Grafen Polier als Aufseher der Bergwerke im Ural wurde über den Konsul der Schweiz, dem Banquieur F. J. Duval in St. Petersburg initiiert, der seinem Neffen Frédéric Soret in Weimar offenbar Handlungsfreiheit in der personellen Auswahl eingeräumt hatte. Frédéric Soret wird diesem Vertrauen dadurch gerecht geworden sein, indem er eine ihm gut bekannte und geschätzte Person nicht nur empfohlen, sondern sogar selbst eingestellt hatte – nämlich August Schmidt.
Dieser konnte zum gewünschten Zeitpunkt aus Weimar abreisen, da ihm das notwendige Testimonium aus Freiberg noch mit dem Datum 31. Dezember 1828 mit folgendem Text zugestellt worden war:
Daß Herr August Schmidt aus Weimar welcher vermöge gnädigsten Befehls vom 22sten Septbr. 1820 auf hiesige Königl. Bergakademie aufgenommen worden ist, nach dem Zeugnisse der bergakademischen Herren Professoren nicht allein während seines hiesigen Aufenthalts mit allem Fleiße seinen Studien obgelegen sondern auch eines gesitteten Betragens sich beflissen hat; Solches wird ihm Oberbergamtswegen auf sein Verlangen andurch bescheinigt und gegenwärtiges Zeugniss zu Urkund dessen, unter Vordruckung des größern Oberbergamts-Innsiegels und mit gewöhnlicher Vollziehung ausgefertigt.
Freyberg den 31. Decbr 182835
Abb. 4: Faksimile des Zeugnis-Entwurfes für Herrn August Schmidt aus Weimar vom 31.12.1828.
Damit war die Aussicht vorhanden, dass er den vom Grafen Polier gewünschten Termin der Ankunft in St. Petersburg „wenigstens Mitte Januar“ einhalten konnte. Die bevorzugte Reiseroute aus Deutschland nach St. Petersburg führte über Königsberg und Riga nach Dorpat, Bei der Durchsicht der deutschsprachigen lokalen Dörpter Zeitung findet sich in der Ausgabe vom 19. (31.) Januar 1829 Rubrik „angekommene Fremde“ unter drei aus Riga kommenden Reisenden ein „Herr Schmidt“. Wenn auch kein Vorname oder dessen Initialen vermerkt ist, dürfte es sich um August Schmidt gehandelt haben. Im fraglichen Zeitraum bis Ende Februar 1829 übernachtete in den beiden Dorpater Hotels kein weiterer infrage kommender Reisender dieses Namens.
Im zweiten Teil der Biografie von August Schmidt wird durch die Auswertung russisch sprachiger Literatur das Schicksal von August Schmidt bis zu seinem frühen Tod im Ural verfolgt. Mit dem Ergebnis eigener Recherchen wird die Aussage bestätigt, dass August Schmidt der „wissenschaftliche Entdecker“ der Ural-Diamanten genannt werden kann. Neue Erkenntnisse zur Humboldt-Reise ergeben sich weiterhin durch die Auswertung von Briefen Schmidts, in denen er über die Übergabe des Diamanten-Geschenks des Grafen Polier an Alexander von Humboldt und über seine Gespräche mit diesem zu geplanten technischen Veränderungen im Ural-Bergbau berichtet. Die Auswertung bislang unbekannter Akten aus dem Geheimen Staatsarchiv Weimar gibt einen Einblick in das Gerichtsverfahren, das der Vater von Schmidt zur Erlangen des ihm zustehenden Erbes führen musste.
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1 Auf die allgemeine Darstellung dieser zweiten großen Reise Alexander von Humboldts wird hier verzichtet und auf die ausführliche „Edition Humboldt Digital“, (https://edition-humboldt.de), dabei insbesondere auf die „Russisch-Sibirischen Tagebücher“ und die „Chronologie“ verwiesen. Andere relevante Publikationen wie z.B. Eckert (2019) und die Tagebücher von G. Rose (1837) und (1843) werden im Teil II ausführlich berücksichtigt.
2 Zur Namensgebung des heutigen Tartu in dessen wechselvoller Geschichte soll angemerkt werden: Gründungsname estnisch Tharbata, später schwedisch Dorpat, deutsch Dorpat und Derpt, auch Dörpt, russisch Дерпт, zwischen 1893–1918 Юрьев/Jurjew, ab 1918 Tartu.
3 Dr. Swetlana Grigorjewna Kamzolowa, Biochemikerin, Puschtschino bei Moskau. Frau Kamzolowa war Gastwissenschaftlerin im Umweltforschungszentrum Leipzig im Team des Autors.
4 Boris Grigorjevich Schadrin (* 1948), ehemaliger Geologe und Soldat, seit 1996 Rentner, lokaler Historiker, Forscher zur Geschichte des Bergbaus, speziell des Urals auf den Gütern des Barons Alexander Grigorjevich Stroganow und den Nachfolger aus seiner Familie.
5 Diese Sammlung von fünf Briefen wurde der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Forschergruppe „Alexander von Humboldt auf Reisen“, übergeben und von Ulrich Päßler und Florian Schnee editiert. Im vorliegenden Beitrag erfolgt eine erste inhaltliche Auswertung in Bezug auf die Russisch-Sibirische Reise.
6 Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, Nachlass Otto Schlegel Nr. 61. Recherche Oberarchivrätin Dr. Katja Deinhardt (auch Schadrin 2017, S. 128).
7 Als „Goldenes Zeitalter“ wird die Epoche der „Weimarer Klassik“ unter der Herrschaft der Herzogin Anna Amalia (1739–1807) und ihres Sohnes Carl August (1757–1828) vom Ende des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Diese Zeit wird durch die Anwesenheit und den Einfluss der Dichter Christian Martin Wieland (1733–1813), Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Friedrich von Schiller (1759–1805) und Johann Gottfried Herder (siehe Fußnote 8) bestimmt.
8 Johann Gottfried Herder (1744–1803), Dichter, Theologe, Geschichts- und Kulturphilosoph, Übersetzer. Herder gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Aufklärung.
9 Johann Heinrich Voß (1751–1826), Dichter, bedeutender Gräzist und Übersetzer der griechischen (insbesondere der Werke Homers) und römischen Klassiker.
10 Johann Karl August Musäus (1735–1787), Philologe, Schriftsteller und Sammler volkstümlicher deutscher Märchen, Literaturkritiker der Aufklärung.
11 Friedrich Wilhelm Riemer (1774–1845). Nach den oben aufgeführten Lebensstationen wurde er 1827 Oberbibliothekar der Weimarer Bibliothek.
12 UAF, OBA 192 Bl. 183 vom 7.9.1820 und nächstes Zitat (UAF, OBA 192 Bl. 188). Die Recherchen im Universitätsarchiv Freiberg UAF bzw. dem Archiv des Oberbergamtes OBA wurden durch Dipl. Archivar R. Volkmer, Technische Universität Bergakademie (TUBA) Freiberg, durchgeführt.
13 Bei der Gründung der Bergakademie spielte das straff organisierte Direktionsprinzip der Bergbehörden eine wichtige Rolle. Höchste Institution war das Oberbergamt in Freiberg, diesem unterstand die wirtschaftliche und technische Leitung aller sächsischen Bergwerke. Der oberste Leiter dieser Behörde, der Oberberghauptmann war damit die maßgebliche Persönlichkeit in allen den Bergbau betreffenden personellen Fragen, aber auch bei der Planung und Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse.
14 Sigismund August Wolfgang von Herder (1776–1838) war der zweite Sohn des Dichters Johann Gottfried Herder (siehe Fußnote 8). Sigismund Herder war das Patenkind Goethes und wurde von diesem zu geologischen Exkursionen und Bergwerksbefahrungen mitgenommen. Er besuchte ebenso wie August Schmidt das Weimarer Wilhelm-Ernst-Gymnasium. Oberberghauptmann war er von 1821–1838. Er förderte die Einführung von Maschinen im sächsischen Bergbau, veranlasste ab 1827 die jährliche Herausgabe des Kalenders für den Sächsischen Berg- und Hüttenmann (statistischer Jahresbericht) und erarbeitete erste Entwürfe für einen tiefen Entwässerungsstollen im Freiberger Revier (Rothschönberger Stolln).
15 Mohs, Carl Friedrich Christian (1773–1839), entwickelte 1817 in Graz die Härteskala, 1817 Übernahme der Nachfolge Prof. Werners in Freiberg, 1826 Wechsel nach Wien.
16 Abraham Gottlob Werner (1749–1817), seit 1775 Inspektor und Lehrer an der Bergakademie Freiberg. Werner gilt als Begründer der Geognosie. Er löste die Mineralogie als eigenständigen Wissenschaftszweig aus der allgemeinen Bergbaukunde. Werner entwickelte eine der ersten systematischen Mineralien-Klassifikationen. Sein hohes wissenschaftliches Ansehen zog Studenten aus dem In- und Ausland nach Freiberg, so auch Alexander von Humboldt, den er anfänglich stark beeinflusste. Der von Werner vertretene „Neptunismus“ führte die Gesteinsbildung ausschließlich auf Kristallisationsvorgänge aus einem „Urmeer“ zurück und kam damit in den Gegensatz zu den „Plutonisten“, die vulkanische Aktivitäten in ihre Betrachtungen einbezogen. Humboldt wandte sich später den letztgenannten Anschauungen zu. Dieser Grundstreit war zum Anfang des 19. Jahrhunderts noch immer aktuell, bevor die „Neptunisten“ insbesondere durch Ergebnisse von Untersuchungen zu Basalten widerlegt wurden.
17 Universitätsarchiv Freiberg, Oberbergamt: UAF, OBA 391 Bl. 12–13.
18 Schmidt war nicht in allen Details ausreichend informiert. Der Graf Polier war nicht der Eigentümer der aufgeführten Besitzungen, sondern diese gehörten seiner Ehefrau Warwara de Polier. Er hatte die Verwaltung des Eigentums seiner Frau übernommen.
19 Freiherr Wilhelm Ludwig von Eschwege (1777–1855), in Hessen geboren, studierte er in Göttingen Bergbau. Ab 1803 lebte er in Portugal und nahm als Hauptmann der Artillerie am Krieg gegen Napoleon teil. Später gründete er in Brasilien Hüttenwerke und wurde durch seine Reisen ein Kenner der Geologie des Landes. 1821–1823 kehrte er zeitweilig nach Europa zurück.
20 Essai géognostique sur le gisement des roches (Paris 1823, S. 92). Zitiert aus Beck 1959a, S. 54.
21 Engelhardt, Otto Moritz Ludwig von (1797–1842), deutsch-baltischer Mineraloge. Studium in Freiberg, Leipzig und Göttingen. Forschungsreisen auf die Krim und zum Kaukasus. Ab 1820 erhielt Engelhardt die Professur für Mineralogie in Dorpat und erkundete die Geologie des Urals.
22 Gekürzt nach Goethe 1836, 4. Bd. S 307.
23 Johann Georg Lenz (1748–1832), Mineraloge, Bergrat und Professor für Mineralogie an der Universität Jena, 1785 wurde er Bergsekretär, 1788 Adjunkt der philosophischen Fakultät in Jena, Lenz führte den Namen „Goethit“ für das Mineral Nadeleisenerz (brauner Glasknopf, alpha-Fe3+O(OH)) ein. 1829 war er zusammen mit A. Th. Kupffer (1799–1865) (Mineralogie, Geophysik) und E. Ménétries (1802–1861) (Entomologie) Mitglied einer Reise in den Kaukasus.
24 Die zitierte Monografie von B. G. Schadrin (2017) ist der 200. Wiederkehr der Gründung der heutigen „Russischen Mineralogischen Gesellschaft“ gewidmet.
25 Dmitri Alexejewitsch Golizyn (1734–1803), Diplomat, Kunstagent der Zarin Katarina II. und Schriftsteller. Er wurde auch als Wissenschaftler hoch geachtet und 1793 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1795 der Leopoldina sowie 1798 der Royal Society.
26 Zur vollständigen Geschichte des Herzogtums bzw. späteren Großherzogtums: Klein (2008): Das Haus Sachsen-Weimar-Eisenach. Börde-Verlag Werl.
27 Stotternheim ist heute ein Ortsteil von Erfurt und wurde erst auf dem Wiener Kongress 1815 und der Neuordnung der Länder dem neu formierten Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zugeordnet.
28 Wilhelm Rehbein (1776–1825), Hof- und Leibmedicus am Weimarer Hof, seit 1818 auch Hausarzt Goethes und freundschaftlich mit diesem verbunden. Rehbein war ein Jugendfreund Eschweges.
29 Goethe erwähnt weitere Besuche Eschweges am 30. März, 9., 23. und 26. April 1822. Die Verabschiedung fand am 11. Mai 1822 statt. Eschwege kehrte später nach Weimar zurück, Goethe traf sich mit ihm am 30. Oktober 1822, 30. November 1822, 18. und 25. Dezember 1822 (Anonym 1995).
30 Urban Friedrich Benedict Brückmann (1728–1812), Hofrat und Herzoglicher Braunschweigischer Hofmedicus hatte im Laufe von Jahrzehnten durch Erbschaft von seinem Vater und eigene Sammleraktivitäten eine bedeutende Edelsteinsammlung zusammengetragen, katalogisiert und kommentiert (Anonym 1813). Die Beschreibungen Brückmanns entsprachen nicht mehr dem damaligen Wissensstand, daher ordnete Goethe mit Hilfe Sorets die Sammlung neu.
31 Im ursprünglichen Wortsinn: Des Merkens würdig.
32 Vor seiner Rückkehr nach Europa hatte Eschwege mit offizieller Genehmigung der brasilianischen Regierung sein Bargeld in einer großen Edelsteinsammlung angelegt. Es ist anzunehmen, dass Alexander von Humboldt diese Sammlung in Paris gesehen hat und – als er in Petersburg ähnliche Gesteine aus den Ural-Gruben des Grafen Polier zu Gesicht kam – seine Überzeugung gestärkt wurde, dass im Ural Diamanten zu finden wären (s. Teil II).
33 Die Lebensdaten des Diamanten-Administrators da Camora sind nicht bekannt.
34 Katharina II. (die „Große“) (1729–1796) wurde als Sophie von Anhalt-Zerbst geboren und heiratete den russischen Großfürsten Peter Fedorowitsch Romanow, der 1762 zum Zar Peter III. gekrönt wurde. Nach einem Staatsstreich gegen ihren Ehemann, dessen erzwungener Abdankung und Tod unter ungeklärten Umständen übernahm sie noch im gleichen Jahr selbst die Regentschaft als Zarin Katharina II. und erhielt später die Bezeichnung „die Große“ (Donnert 1998). Ihr Sohn Paul und damit Thronfolger war in zweiter Ehe mit Sophie Dorothee von Württemberg, (1759–1828) verheiratet. Nach dem Tod von Katharina II. im Jahr 1796 wurde ihr Mann der russische Kaiser Paul I., entsprechend sie selbst als Maria Fedorowna Kaiserin. Nach der Ermordung Pauls I. noch im Jahr 1796 übernahm ihr Sohn Alexander die Regentschaft als Alexander I.
35 UAF OBA 391, Bl.19, Nr. 1496 Fr, Testimonium für Herrn August Schmidt aus Weimar.