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Ottmar Ette

Faszination AvH

Abstract

Alexander von Humboldt’s voyage to the New World is a founding moment of modern science. It provides us with impulses and foundations for a 21st century that must be marked by thinking and living together. Today, at the end of our current phase of globalisation, new dimensions of the future can be conceived and developed from the long buried tradition of Humboldtian Science. The thinking together of nature and culture in the horizon of an ecology that is linked to social and economic structures; the drafting of a cosmopolitan policy that does not aim at asymmetry of power, inferiority and dependence, but rather makes the circulation of knowledge the basis of a democratising world society: These are crossroads of a way of thinking that has not only gained in actuality but also in urgency in the face of new nationalisms, new fundamentalisms and new global exclusions.

Resumée

Le voyage de recherche d’Alexander von Humboldt dans le Nouveau Monde est un moment fondateur de la science moderne. Il nous donne des impulsions et des fondements pour un 21ème siècle qui doit être marqué par la pensée et le vivre ensemble. Aujourd’hui, à la fin de notre phase actuelle de mondialisation, de nouvelles dimensions de l’avenir peuvent être conçues et développées à partir de la longue tradition enterrée de la science de Humboldt. La pensée commune de la nature et de la culture à l’horizon d’une écologie en réseau avec les structures sociales et économiques ; l’élaboration d’une politique cosmopolite qui ne vise pas l’asymétrie des pouvoirs, l’infériorité et la dépendance, mais fait de la circulation du savoir la base d’une société mondiale en démocratisation : Il s’agit là d’un carrefour d’un mode de pensée qui a gagné non seulement en actualité, mais aussi en urgence face aux nouveaux nationalismes, aux nouveaux fondamentalismes et aux nouvelles exclusions mondiales.

Zusammenfassung

Alexander von Humboldts Forschungsreise in die Neue Welt ist ein Gründungsmoment moderner Wissenschaft. Sie liefert uns Impulse und Grundlagen für ein 21. Jahrhundert, das im Zeichen des Zusammendenkens und Zusammenlebens stehen muss. Von der lange verschütteten Tradition einer Humboldt’schen Wissenschaft aus lassen sich heute, am Ausgang unserer aktuellen Globalisierungsphase, neue Zukünfte denken und entfalten. Das Zusammendenken von Natur und Kultur im Horizont einer Ökologie, die sich mit Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen vernetzt; der Entwurf einer Kosmopolitik, die nicht auf Machtasymme­trie, Inferiorisierung und Abhängigkeit abzielt, sondern die Zirkulation von Wissen zur Grundlage einer sich demokratisierenden Weltgesellschaft macht: Dies sind Kreuzungspunkte eines Denkens, das nicht nur an Aktualität, sondern im Zeichen neu entfachter Nationalismen, neuer Fundamentalismen und neuer globaler Ausgrenzungen vor allem an Dringlichkeit gewonnen hat.

Eine glückliche Revolution

Alexander von Humboldt ist ein Faszinosum. Im Verlauf seines langen Lebens (1769–1859) hat er als Wissenschaftler nicht allein zwei Einzeldisziplinen mitbegründet, die Altamerikanistik und die moderne Geographie, sondern eine ganze Wissenschaft: die Humboldtsche Wissenschaft (+ Stadelbauer, + Ette). Als Natur- und Kulturforscher erkundete er weite Teile Europas, vom nordwestlichen Spanien bis ins Baltikum, von Süditalien bis nach Russland, aber auch riesige Gebiete der Amerikas zwischen Havanna und Lima, zwischen Mexiko und Washington, sowie Zentral-Asiens bis zur Grenze des Russischen Reiches mit China (+ Knobloch, + Lack, + Leitner, + Puig-Samper, + Kraft). Als Schriftsteller schuf er ein gewaltiges Oeuvre, das die (je nach Zählweise) 30 oder 34 Bände seiner Amerikanischen Reise ebenso einschließt wie seine Ansichten der Natur, sein Werk über Zentral-Asien ebenso wie seinen Kosmos, der ihn mit der Summa seines Wissens zum Bestseller-Autor machte (+ Lenz, + Kutzinski, + Krumpel, + Walls, + Werner, + Schmuck). Überzeugt davon, dass die Welt sich aus der Perspektive einer einzigen Sprache nicht adäquat verstehen lasse, schrieb er in französischer wie in deutscher Sprache, griff in seinen Werken aber auch auf ein Dutzend weiterer Idiome zurück, wenn die jeweilige Thematik es erforderte (+ Trabant, + Drews, + Päßler, + Blankenstein/Savoy, + Maier). Dazu entwickelte er experimentelle Schreibformen, die er in vielen seiner Manuskripte erprobte und in nicht wenigen seiner Buchveröffentlichungen seinem großen internationalen Publikum vorlegte (+ Walls, + Böhme, + Daum, + Rebok, + Ette). In Politik und Diplomatie war er über lange Jahrzehnte und nicht zuletzt aufgrund seines ungeheuren Netzwerkes an Freunden und Korrespondenten ein vielgefragter Ratgeber und zugleich ein effizienter Akteur (+ Bernecker, + Päßler, + Schwarz). Wer auch immer gerade preußischer Gesandter in Paris war: Humboldt galt zumeist als geschickter. Der Reaktion verhasst, spielte er auf verschiedensten Klaviaturen gleichzeitig.

Wer eigentlich ist dieser Alexander von Humboldt? Ist es der unermüdliche Forscher, der die Welt und ihre Bewohner befragte und erkundete, oder der Kammerherr am preußischen Königshof, der enge, ja freundschaftliche Beziehungen zu seinen Königen pflegte? Ist er der Mann des 18. Jahrhunderts, der europäischen Aufklärung und der Französischen Revolution, deren brodelnde Hauptstadt er mit Georg Forster besuchte und deren Idealen er sich ein Leben lang verpflichtet wusste? Oder der Mann des 19. Jahrhunderts, der in Paris zu einem französischen Wissenschaftler wurde und in Berlin als Wissenschaftsorganisator die Weichenstellungen für den Aufstieg der Wissenschaften im deutschsprachigen Raum beförderte? (+ Klein, + Bourguet, + Zeuske) Ist er Preuße oder Franzose, überzeugter Europäer oder auf die Zukunft der Neuen Welt setzender Amerikaner, der sich in Mexiko niederlassen und von dort aus dazu beitragen wollte, eine neue, kosmopolitische Weltordnung herbeizuführen? Ist er Aufklärer oder Romantiker, Revolutionär in den Wissenschaften oder Moderator in der Politik, ja ist er – wie bisweilen behauptet wurde – ein Unentschlossener, der sich nicht zwischen Frankreich und Preußen, Deutsch und Französisch, Natur- und Kulturwissenschaft, Europa und Amerika entscheiden konnte? Wusste er nicht, was er wollte?

Das Gegenteil ist der Fall. Der Mann, der sich in seinem langen Leben ständig zwischen Expeditionen und Publikationen hin und her bewegte, der über 30 000 Briefe verfasste und ein ungeheures internationales Netzwerk an Korrespondenten unterhielt, der seine frühen Freundschaften jahrzehntelang pflegte und überall zuhause war, dessen Aktivitäten ein Maximum an Energie mit einem Minimum an Schlafbedürfnis verbanden, ist ein Faszinosum auch darum, weil bei ihm stets alles in Bewegung und er selbst buchstäblich immer auf dem Sprung war.

Das dynamische Grundaxiom seiner Wissenschaft wie seines Schreibens lautete schlicht: „Alles ist Wechselwirkung“ (ART IX, Bl. 27r). Auch in seinem berühmten Naturgemälde der Tropen (1807), zweifellos eine der berühmtesten Wissenschaftsgraphiken des 19. Jahrhunderts, steht alles miteinander in Wechselwirkung und ist in unablässiger Bewegung: Die Erdkruste mit ihren Kontinenten bewegt sich im Zeichen der rauchenden Vulkane genauso wie die Schneegrenzen in den Gebirgen, die Welt der Pflanzen und Tiere steht ebenso im Zeichen der Migration wie jene der Sklaven im Zeichen ihrer Deportation, die Naturlandschaften verändern sich unter der Hand des Menschen in agrarisch genutzte Flächen, die ebenso vom Welthandel in eine globale Zirkulation gesetzt werden wie die Bodenschätze tief im Innern der Andenkette, welche schon seit der Kolonisation durch die iberischen Mächte in eine von Humboldt kartographisch erfasste weltweite Zirkulation überführt wurden. Nichts bleibt in diesem Naturgemälde – wie auch in Humboldts Denken – an Ort und Stelle, nichts bleibt stabil: Denn alles ist in der Humboldtschen Wissenschaft, im Humboldtschen Schreiben in beständiger Mobilität und Transformation. Dies schließt Humboldts Leben selbstverständlich mit ein.

Als der jüngere und in seiner Jugend als schwächlicher geltende der beiden Humboldt-Brüder an einem 14. September 1769 im Zeichen des Großen Kometen C/1769 P1 (Messier) zu Berlin das Licht der Welt erblickte, hatte die große, transatlantisch geführte Berliner Debatte um die Neue Welt gerade ihren ersten Höhepunkt erreicht. Sie fand rasch eine weltweite Resonanz. Ihr Wortführer Cornelius de Pauw, der ein Jahr zuvor den ersten Band seines Hauptwerkes Recherches philosophiques sur les Américains in der preußischen Hauptstadt hatte erscheinen lassen, setzte sich mit seiner These der vollständigen Unterlegenheit von Natur und Mensch des amerikanischen Kontinents gegenüber dem europäischen nicht nur in Berlin und Preußen, sondern in ganz Europa weitestgehend durch. Zumindest in der Alten Welt feierte man ihn und seine (im Grunde von Georges-Louis Leclerc de Buffon übernommene, aber polemisch zugespitzte) Theorie, in der Europa in quasi natürlicher Vorbestimmung alle Privilegien zufielen. Wer hätte auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf altweltlicher Seite an der Vormachtstellung Europas und der Europäer zu zweifeln gewagt?

Das Denken der Amerikadarstellungen eines de Pauw, eines Raynal oder Robertson (Bernaschina/Kraft/Kraume 2015) ging in das europäische Denken jener Moderne, die sich als dominant erweisen sollte, auf grundlegende (wenn auch nicht immer bewusste) Weise ein. Noch ein Hegel griff auf den in Amsterdam geborenen Aufklärer zurück, der zeitweise am Hofe Friedrichs II. in Berlin und Potsdam weilte, für die Encyclopédie von Diderot und d’Alembert schrieb und die Berliner Akademie als international weithin sichtbarer philosophe zierte. Für de Pauw standen Natur und Mensch der Neuen Welt im Zeichen einer unüberwindbaren Inferiorität: Sie repräsentierten das Andere schlechthin. Ihre Bewohner und ihre als solche nicht anerkannten Kulturen hatten gefälligst aus der Geschichte, der von Europa aus entworfenen Weltgeschichte, zu verschwinden und Platz für die künftige, von kolonialen Interessen mehr und mehr gesteuerte Entwicklung zu machen.

Um diese Thesen von der Andersheit, der radikalen Alterität Amerikas, zu entfalten, hatte der damals hochrenommierte Philosoph – der lange Jahre am Xantener Stift lebte, wo heute noch ein von Napoleon zu seinen Ehren aufgestellter Obelisk an ihn erinnert – keineswegs reisen müssen. Wie den meisten Philosophen Europas wäre ihm nie der Gedanke gekommen, Amerika selbst zu besuchen, um über Amerika schreiben zu können. In dieser Frage dachte er wie Diderot oder Kant, mithin wie die weit überwiegende Mehrzahl der europäischen Aufklärer. Er griff auf vorhandene europäische Reiseberichte zurück, die er als Philologe und Kulturtheoretiker avant la lettre auswertete. Längst hatten im Zeichen einer maßgeblich von Frankreich und England vorangetriebenen zweiten Phase beschleunigter Globalisierung Europäer die Welt nicht nur erkundet, sondern für ihre Länder in Besitz genommen. Für eine solche Weltordnung lieferte Cornelius de Pauw wichtige Argumente.

Es überrascht nicht, dass die transatlantischen Stimmen in der Berliner Debatte kaum Gehör fanden. Europa herrschte nicht allein über die Meere, sondern auch über die Diskurse. Und diese Diskurse waren mehrheitlich von einem ihnen zugrunde liegenden Rassedenken geprägt. Es genügte, europäische Reiseberichte zu lesen, um sich ein Bild von der Welt und vom Anderen zu machen. Wozu da noch den Anderen hören, gar auf ihn hören? Es genügte, ihn als Anderen zu konstruieren und als selbständig Handelnden aus der Weltgeschichte auszuschließen.

Alexander von Humboldt las diese Reiseberichte wie auch die sich daran anschließenden philosophischen Systeme nicht weniger fleißig, gab sich aber wie sein Lehrmeister Georg Forster, der James Cook auf dessen zweiter Weltumsegelung begleitet hatte, nicht damit zufrieden. Er wollte heraus aus der Berliner Enge und all dem, was er in seiner Jugend bereits als „Sandwüste“ beschimpfte und noch in einem Brief an Jacobi vom 21. November 1840 als „moralische Sandwüste, geziert durch Acazien-Sträucher und blühende Kartoffelfelder“ (Humboldt 1987, 65) bezeichnete.

Humboldts Sehnsucht, endlich nicht nur Berlin, sondern Europa zu verlassen, erfüllte sich mit der gemeinsam mit Aimé Bonpland unternommenen Amerikanischen Reise (1799–1804). Sie wurde für ihn zur Reise seines Lebens – und zur Reise in ein wissenschaftliches Eldorado. Was nun folgte, war nichts weniger als eine Revolution, die Humboldt im Übrigen sehr genau protokollierte. Denn seine Amerikanischen Reisetagebücher, die sich seit November 2013 in der Berliner Staatsbibliothek befinden, bezeugen buchstäblich Schritt für Schritt, wie sich unter dem Eindruck empirischer Erfahrung und bewegten Erlebens sein Blick auf die Neue Welt veränderte. Auf den 4500 Manuskriptseiten mit ihren nicht weniger als 450 Skizzen und Zeichnungen schält sich eine neue, relational und vielperspektivisch konzipierte Wissenschaft heraus, die recht bald schon den europäischen Blick auf die Welt der Amerikas veränderte. Es ist faszinierend zu sehen, wie eine Wissenschaft neuen Typs zu entstehen begann.

Die Reisetagebücher führen es eindrucksvoll vor Augen: Die Gegenstände werden vieldimensional beschrieben, erscheinen gleichsam kubistisch auf eng und in kleinster Schrift vollgeschriebenen Seiten, auf denen Humboldt Wissenschaft und Kunst zusammendenkt, Ästhetik nicht bloße Zierde ist, sondern die umfassende Ebene, auf der alle Wissenschaft, alles Wissen zum Ausdruck kommt oder doch gebracht werden kann. Pflanzen und Tiere, Vulkane und Flüsse erscheinen aus der mobilen Perspektive des Reisenden, der alles mit empirischer Akribie erfasst und doch sein Staunen niemals verliert. Gestochen scharfe Kurzportraits von Vizekönigen und Gouverneuren, Großgrundbesitzerinnen und Händlerinnen, indianischen Führern, mexikanischen Grubenarbeitern und schwarzen Sklaven stehen neben Messungen von Sonnenhöhen und Schneegrenzen oder Überlegungen zu Kanalbauten und lebenswissenschaftlichen Erörterungen. Landschaften und Städte, Schneeriesen im andinen Hochland oder Missionen am Orinoco: Alles wird nicht nur sorgfältig beschrieben, sondern relational erfasst und in weltweite Zusammenhänge integriert. Es ist ein neuer Blick auf die Neue Welt.

Die Humboldtsche Wissenschaft, die hier entsteht, ist Teil jener „glücklichen Umwälzung (heureuse révolution)“ (Humboldt 2004, 4), die der Forschungsreisende und Schriftsteller an der Wende zum 19. Jahrhundert in aller Deutlichkeit heraufziehen sah. Anders als in der Französischen Revolution, zu deren Idealen sich Humboldt zeitlebens bekannte, gab es in dieser révolution heureuse in den Wissenschaften keine Terreur, sondern eine auf Empirie und eigener Erfahrung basierende Einschätzung von Phänomenen weltweit. Amerika, seine Bewohner und Kulturen, sollten fortan nicht länger als das Andere, das Fremde, das in jeglicher Hinsicht Unterlegene erscheinen, sondern auf vielfältigste Weise auf Augenhöhe weltweit verbunden sein. Die antikoloniale Stoßrichtung der Humboldtschen Wissenschaft zeichnete sich schon früh in seinen Amerikanischen Reisetagebüchern ab. Sie zeigen, wie sich der noch junge Preuße Stück für Stück – und nicht ohne Widersprüche – seiner europäischen Vorurteile zu entledigen suchte: Unter dem Druck des Empirischen, der Erfahrung und vielleicht mehr noch eines kritisch reflektierten eigenen Erlebens. Zunehmend begriff er, welche komplexen gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen die sich seit Columbus immer schneller drehende Maschinerie des europäischen Kolonialismus heraufgeführt hatte. Eine zunehmend kritische Bilanz der europäischen Gewaltherrschaft in weltlicher wie in kirchlicher Hand setzte bei ihm ein, die zum Teil auch Rückwirkungen auf das eigene Handeln hatte.

Der neue Blick umfasst selbst die kritische Reflexion der (eigenen) „Hastigkeit“ und des „Mühlraddenkens der Europäer“ (ART II u. VI, Bl. 208r) mit ein. Diese Selbstkritik verhinderte gleichwohl nicht, dass sich Humboldt und Bonpland aus wissenschaftlichen Gründen der sterblichen Überreste eines Indianerstammes bemächtigten und gegen den Willen der indigenen Bevölkerung Schädel und Skelette zur Untersuchung nach Europa abtransportierten (Ette 2002, 183–196). Humboldt stieß hier an die ethischen und moralischen Grenzen europäischer Wissenschaft, ja erkannte die grundlegenden Aporien einer derartigen Wissenschaftskonzeption; gleichwohl war er aber nicht in der Lage, der selbstkritischen Reflexion – und dem schlechten Gewissen, das ihn in seinen nachfolgenden Schriften noch über Jahrzehnte verfolgte – auf der Ebene des konkreten Handelns Taten folgen zu lassen. Nicht alles an der glücklichen Revolution, dies dämmerte auch Humboldt, war für alle glücklich.

Die ganze Welt

Alexander von Humboldt war ein überzeugter Europäer. Das so lange von ihm herbeigesehnte Verlassen Europas, das er erst nach dem Tod seiner Mutter dank des ihm reichlich zufallenden Erbes in Angriff nehmen konnte, festigte ihn weiter in seinem europäisch geprägten und planetarisch gedachten Weltbewusstsein. Dem in seiner Zeit allenthalben aufkeimenden Nationalismus stellte er sich entschlossen entgegen. Auch wenn es ihm in Deutschland übel angekreidet wurde: Selbst in den Zeiten der Napoleonischen Kriege und der Besetzung Berlins durch französische Truppen kehrte er Paris als seinem damaligen Lebensmittelpunkt nicht den Rücken und eilte später wissenschaftlichen Institutionen in der französischen Hauptstadt zu Hilfe, als diese wiederholt von Plünderungen auch durch preußische Truppen bedroht waren. Weder Niederlage noch Sieg seines Geburtslandes vermochten ihn in seinem weltoffenen Kosmopolitismus zu beirren.

Als sich am Ausgang des 18. Jahrhunderts der Plan einer französischen Weltumsegelung unter dem Kommando des erfahrenen Kapitäns Nicolas Baudin – eine Reise um die Welt, von der er auf den Spuren Georg Forsters so lange geträumt hatte – nicht verwirklichte, nahm er beherzt sein Schicksal in die eigenen Hände. Mit dem jungen französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland, der ebenfalls an Baudins Expedition hatte teilnehmen wollen, bildete er recht spontan ein ambitioniertes Forschungsteam. Was folgte, war eine Abreise aus Paris ins Ungewisse: „Ich sah mir Bonpland an, mit dem ich eine so weite Reise unternehmen sollte. Welche Verheiratung!“ (ART II u. VI, Bl. 52v)

Reisen waren bereits für den Studenten und preußischen Bergbeamten zu einer Lebensform geworden. Mit dem Wagnis mehrjähriger Reisen aber hatte er zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Erfahrung. Doch Humboldt wollte nicht im Staatsdienst bleiben, er wollte in die Welt, genauer: in die ganze Welt. Seine Ansprüche waren keineswegs bescheiden. So formulierte er noch Jahrzehnte später, im berühmten Brief vom 27. Oktober 1834 an seinen Freund Varnhagen von Ense mit Blick auf seinen im Entstehen begriffenen Kosmos jenen weltumspannenden Anspruch, der sich erstmals in den 1790er Jahren bei ihm manifestierte und alle drei seiner jeweils knapp 30 Jahre umfassenden Lebensphasen querte: „Ich fange den Druck meines Werks (des Werks meines Lebens) an. Ich habe den tollen Einfall, die ganze materielle Welt, alles was wir heute von den Erscheinungen der Himmelsräume und des Erdenlebens, von den Nebelsternen bis zur Geographie der Moose auf den Granitfelsen, wissen, alles in Einem Werke darzustellen, und in einem Werke, das zugleich in lebendiger Sprache anregt und das Gemüth ergötzt. Jede große und wichtige Idee, die irgendwo aufgeglimmt, muß neben den Thatsachen hier verzeichnet sein“ (Humboldt 1860, 20; dort auf den 24. 10. datiert).

So weit war Humboldt am Ausgang der 1790er Jahre freilich noch nicht. In den Zeiten der Napoleonischen Feldzüge erwies es sich als gar nicht so einfach, Europa überhaupt zu verlassen. Bonpland und er brachen in der Hoffnung, sich der wissenschaftlichen Abteilung von Napoleons Ägyptenfeldzug anschließen zu können, zunächst einmal in Richtung Marseille auf. Schon in der Kutsche hielt Humboldt mit wenigen Pinselstrichen Mitreisende fest: Begegnungen mit einem berechnenden Branntweinhändler, einem geschwätzigen vorgeblichen Wissenschaftler oder „einer Dame, deren Eroberung der Klumpfuß machte. Sie war in allen Départements umhergereist, kannte alle Armeen und war erst 19–20 Jahr alt“ (ART II u. VI, Bl. 52v). Es ist faszinierend zu sehen, wie hier das Buch einer ganzen Lebensreise entsteht, ein Buch der Begegnungen (Humboldt 2018), die der junge Mann möglichst präzise festhielt: seine Amerikanischen Reisetagebücher.

Das Ziel des deutsch-französischen Forschungsteams war zu diesem Zeitpunkt noch die „andere“ Seite des Mittelmeeres. Doch alle Pläne, Ägypten zu erreichen oder zumindest Tunis oder den Hohen Atlas, um von dort zu den heiligen Stätten des Islam vorzudringen, von wo aus man über Kairo zurück nach Europa gelangen könne, scheiterten an den Kriegswirren. Die Stadt um den Vieux Port war von den meisten Schiffsverbindungen abgeschnitten. Bald jedoch sollte sich das Pech als Glück erweisen. Denn die beiden jungen Forscher konnten mit diplomatischem Geschick und dank einer günstigen Konstellation am spanischen Königshof zu Madrid und Aranjuez (+ Puig Samper) nicht die andere Seite des Mittelmeers, sondern über Spanien die andere Seite des Atlantiks gewinnen und eine Reise durch die Tropen unternehmen, die durch die heutigen Länder Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko sowie zu einem kurzen Abstecher in die USA führte. Es wurde eine Reise von fundamentaler politischer, wissenschaftlicher wie kultureller Bedeutung (Zea 2001).

Kaum war Humboldt von seiner fünfjährigen Reise durch die Tropen wieder nach Paris zurückgekehrt, kaum hatte er mit der Arbeit an seinem Amerikanischen Reisewerk (das er vorläufig erst 1836 abschließen sollte) begonnen, da arbeitete er auch bereits an den Plänen für eine Reise nach Asien. Doch die britischen Behörden ließen den Kolonialismuskritiker nicht in ihr asiatisches Reich: All seine Versuche, eine Reiseerlaubnis zu erhalten, schlugen fehl. Der Traum von einer Asienreise schien gescheitert, wie sich Humboldt selbst eingestehen musste. Doch noch einmal schlug das Pech in Glück um. Sie sollte ihn als fast Sechzigjährigen dann doch noch 1829 in gänzlich anderer Form und finanziert durch den Kaiser von Russland auf seiner letzten Weltreise quer durch das Russische Reich bis an die chinesische Grenze führen. Nach achteinhalb Monaten war Humboldt mit seinen Begleitern am Abend des 28. Dezember 1829 wieder zurück in Berlin. Er hatte die Welt zwar nicht umrundet, aber anders als auf Weltumsegelungen nicht nur von Zeit zu Zeit einmal Küstensäume berührt, sondern weite Landstrecken in Europa, Amerika und Asien durchreist und mit großer Präzision erforscht. Dies war die ganze Welt der Tropen wie der Außertropen, Europas wie Außereuropas: jene ganze Welt, deren eigenes Erfahren und Erleben er für die Entfaltung seines empirisch fundierten Weltbewusstseins und seiner transdisziplinären Weltwissenschaft benötigte.

So begann sich eine Vielzahl an Buchpublikationen, an Essays und Aufsätzen (+ Leitner), an Briefen (+ Schwarz) und einem noch heute erst teilweise erschlossenen Nachlass (+ Erdmann) zu einem Gesamtwerk zu runden, das die ganze Welt, Himmel und Erde, alles Geschaffene, zum Gegenstand haben wollte. Die Beleuchtung der Objekte durch das Spezialwissen unterschiedlichster Disziplinen verlieh allem eine Tiefenschärfe und Mobilität, auf die Humboldt in seinen Ansichten der Natur wie in seinem (je nach Zählweise) 30- oder 34-bändigen Amerikanischen Reisewerk (+ Kutzinski), ja selbst noch in seinem Kosmos zurückgriff. Humboldt hielt nach seiner Asienreise alle Fäden in der Hand: für den Entwurf und das Verstehen einer ganzen Welt.

Sein Augenmerk war dabei stets transareal auf weltumspannende Beziehungsgeflechte gerichtet. Mit seiner Schrift „Des lignes isothermes et la distribution de la chaleur sur le globe“ von 1817 (Schneider 2016) entwickelte Humboldt erstmals das Fundament für ein weltumspannendes Verständnis der unterschiedlichen klimatischen Bedingungen auf unserem Planeten. Am Ausgang seiner Asie Centrale formulierte er erstmals die auf transkontinentalen Messreihen beruhenden Überlegungen zur Möglichkeit, dass der Mensch durch die rasche Entwicklung der Industrie das Klima nicht nur regional, sondern global verändern könnte (Ette 2007). Auf der Grundlage seiner Bewegungswissenschaft entwarf er Bewegungskarten, welche die Wege der durch koloniale Extraktionswirtschaft gewonnenen Edelmetalle über die Ozeane und damit über den gesamten Planeten veranschaulichten. Mit Hilfe der technischen Möglichkeiten seiner Zeit gelang es ihm, die unterschiedlichen Meeresströmungen – vom Golfstrom bis zum sogenannten Humboldt-Strom – in ihren klimatologischen und zoologischen sowie nautischen und weltwirtschaftlichen Folgen zu erfassen, darzustellen und innerhalb eines weltweiten Geflechts in ihren Wechselwirkungen zu verstehen. In seinem Examen critique untersuchte er die Expansion Europas in der ersten Phase beschleunigter Globalisierung mit all ihren historischen Vorläufern und diskutierte aus dem Blickwinkel der zweiten Globalisierungsphase die Auswirkungen kleinster politischer, technologischer oder kartographischer Veränderungen auf die Anlage, die Ausdehnung oder die Finanzstrukturen der iberischen Kolonialreiche.

Auf der Grundlage vertiefter Studien auf unterschiedlichen Gebieten wurde er so zum ersten Globalisierungstheoretiker im eigentlichen Sinne und zugleich zu einem Wissenschaftler und Intellektuellen avant la lettre, der die Folgen von Kolonialismus und Sklaverei, von Extraktionswirtschaft und großflächiger Abholzung kritisch zu durchdenken und zusammenzuführen vermochte. Die Kombinatorik seines Denk-, Schreib- und Wissenschaftsstils ist ebenso mit Blick auf ökologische Fragestellungen wie auf Herausforderungen der Weltwirtschaft und des Weltfriedens wegweisend. Humboldts Weltbewusstsein war das Bewusstsein einer ganzen Welt aus der Perspektive eines ganzen Menschen: eines Menschen, der auf faszinierende Weise Ethik, Ästhetik und Wissenschaft zusammenzudenken versuchte.

All dies erforderte neue, innovative Präsentations- und Repräsentationsformen. Die relationale Wissenschaftskonzeption Humboldts, in der alles mit allem in Verbindung steht, benötigte Denk- und Ausdrucksformen, die an die Stelle des Kontinuierlich-Monologischen das Diskontinuierlich-Polylogische setzen. Alles war in seinem Denken in Bewegung und befand sich in ständiger Wechselwirkung. Natur und Kultur waren für ihn nicht voneinander trennbar: Sie sind wie beim menschlichen Körper – wie Humboldt auch in seinen Selbstversuchen immer wieder zeigte – ebenso unauflöslich miteinander verbunden wie in seiner Konzeption der Landschaft. Es ging ihm stets ums Ganze.

Gewiss: Als Humboldt das Licht der Welt erblickte, regierte in Preußen noch Friedrich der Große. Als er 1799 nach Amerika aufbrach, herrschten Madrid und Lissabon noch über weite Teile der Erde. Als er 1829 das Russische Reich durchquerte, hatten sich gerade erst weite Teile des in Entstehung begriffenen Lateinamerika vom spanischen Kolonialismus befreit. Und als er 1859 im Alter von nahezu 90 Jahren verstarb, waren der Aufbau anderer kolonialer Imperien noch längst nicht abgeschlossen und die Sklaverei noch nicht an ihr Ende gekommen. Deutschland als Nationalstaat existierte noch nicht. Die Wissenschaften bewegten sich auf Forschungsständen, für die sich heute fast nur noch die Wissenschaftsgeschichte zu interessieren scheint. Wie sollte ein solches Wissen, eine solche Wissenschaft für uns heute noch von Bedeutung sein?

Zweifellos sind viele der einzelnen Forschungsresultate der Humboldtschen Wissenschaft längst überholt, auch wenn sie im Bereich der historischen Klimafolgenforschung, der Vulkanologie, der Altamerikanistik oder der Globalisierungstheorie noch immer wichtige Anstöße zu liefern vermögen. Kein Zweifel: Weit mehr als zwei Jahrhunderte sind seit der Rückkehr Humboldts und Bonplands von ihrer großen Reise durch die amerikanischen Tropen vergangen, unsere Gegenwart ist ein Vierteljahrtausend nach Humboldts Geburt eine andere. Die Humboldtsche Wissenschaft mit ihrem Entwurf einer anders, weiter gedachten Moderne hat sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht gegenüber Kolonialismus und Rassismus, gegenüber ausgrenzendem und monologischem Denken durchsetzen können. Die von Humboldt konzipierte ganze Welt wurde als Traum von einer anderen, multipolaren und auf fruchtbare Wechselwirkung gerichteten Moderne bald schon zu einer verschütteten Tradition, deren man sich in Deutschland – anders als in Lateinamerika – kaum noch erinnerte.

Doch von dieser so lange verschütteten Tradition lassen sich heute, am Ausgang unserer aktuellen Globalisierungsphase, wieder neue Zukünfte denken und entfalten. Das Zusammendenken von Natur und Kultur im Horizont einer Ökologie, die sich mit Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen vernetzt; der Entwurf einer Kosmopolitik, die nicht auf Machtasymmetrie, Inferiorisierung und Abhängigkeit abzielt, sondern die Zirkulation von Wissen zur Grundlage einer sich demokratisierenden Weltgesellschaft macht; ein Denken der Konvivenz, die ethisch verantwortlich auf die Vielfalt der Kulturen und auf die gleichmäßige Verteilung des von allen erwirtschafteten Reichtums setzt: Dies sind Kreuzungspunkte eines Denkens, das nicht nur an Aktualität, sondern im Zeichen neu entfachter Nationalismen, neuer Fundamentalismen und neuer globaler Ausgrenzungen vor allem an Dringlichkeit gewonnen hat.

Ein simpler Dialog der Kulturen auf Grundlage eines „Wir und die Anderen“ oder gar eines „The West and the rest“ (Ferguson 2011) erscheinen im Lichte von Humboldts Weltbewusstsein als gänzlich unzureichend, ja als gefährlich. Der Verfasser des Kosmos hatte seine Konsequenzen aus der Berliner Debatte um die Neue Welt gezogen und hielt auch als Kammerherr am preußischen Königshof zu Berlin und Potsdam an seinen ethisch fundierten Vorstellungen fest. Ihm war klar, dass die Zirkulation von Wissen keine Einbahnstraße sein durfte. In seinen Werken finden die außereuropäischen Stimmen gehör und werden auf Augenhöhe zitiert: Haben wir diesen Stand je wieder erreicht?

Die Humboldtsche Forschungsreise in die Neue Welt ist ein Gründungsmoment moderner Wissenschaft – und sie ist noch weit mehr. Sie liefert uns Impulse und Grundlagen für ein 21. Jahrhundert, das im Zeichen des Zusammendenkens und Zusammenlebens stehen muss, soll eine wirklich neue Welt entstehen. Die Humboldtsche Reise, die Humboldtsche Bewegung ist noch lange nicht an ihr Ende gekommen: Sie entfaltet Zukünfte, die es in unser Jahrhundert zu übersetzen und lebendig zu halten gilt. Die Faszination AvH ist stärker denn je.

Literatur

Bernaschina, Vicente/Kraft, Tobias/Kraume, Anne (Hg.): Globalisierung in Zeiten der Aufklärung. Texte und Kontexte zur „Berliner Debatte“ um die Neue Welt (17./18. Jh.). 2 Bde. Frankfurt a. M./Bern/New York 2015.

Ette, Ottmar: Weltbewußtsein. Alexander von Humboldt und das unvollendete Projekt einer anderen Moderne. Weilerswist 2002.

Ette, Ottmar: Amerika in Asien. Alexander von Humboldts „Asie centrale“ und die russisch-sibirische Forschungsreise im transarealen Kontext. In: HiN – Alexander von Humboldt im Netz. Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien (Potsdam – Berlin) VIII, 14 (2007), 17–40 37 S. http://www.hin-online.de.

Ferguson, Niall: Civilization. The West and the Rest. New York 2011.

Humboldt, Alexander von: Amerikanische Reisetagebücher (ART), Ms. in 9 Bänden (o. J.).

Humboldt, Alexander von: Ideen zu einer Geographie der Pflanzen nebst einem Naturgemälde der Tropenländer. Tübingen/Paris 1807 [4.8.2.].

Humboldt, Al[exandre] de: Vues des Cordillères et monumens des peuples indigènes de l’Amérique. [Folioausgabe]. Paris [1810–] 1813 [4.3].

Humboldt, Alexander von: Briefe an Varnhagen von Ense. Hg. von Ludmilla Assing. Leipzig 1860.

Humboldt, Alexander von: Briefwechsel zwischen Alexander von Humboldt und C. G. Jacob Jacobi. Herausgegeben von Herbert Pieper. Berlin 1987.

Humboldt, Alexander von: Ansichten der Kordilleren und Monumente der eingeborenen völker Amerikas. Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Oliver Lubrich und Ottmar Ette. Frankfurt a. M. 2004.

Humboldt, Alexander von: Das Buch der Begegnungen. Menschen – Kulturen – Geschichten aus den Amerikanischen Reisetagebüchern. Hg., übersetzt und kommentiert von Ottmar Ette. München 2018.

Schneider, Birgit: Der „Totaleindruck einer Gegend“. Alexander von Humboldts synoptische Visualisierung des Klimas. In: Ette, Ottmar/Drews, Julian (Hg.): Horizonte der Humboldt-Forschung. Natur, Kultur, Schreiben. Hildesheim/Zürich/New York 2016, 53–78.

Zea, Leopoldo: Alexander von Humboldt und die andere Entdeckung. In: Ette, Ottmar/Hermanns, Ute/Scherer, Bernd M./Suckow, Christian (Hg.): Alexander von Humboldt – Aufbruch in die Moderne. Berlin 2001, 153–160.

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