Markus Alexander Lenz
Die Amerikanischen Reisetagebücher stellen eine Herausforderung für die Erforschung historischer Epistemologie dar. Der vorliegende Aufsatz will ausgehend vom Scheitern einer eindeutigen gattungsgeschichtlichen Zuschreibung die Sonderstellung der Bände als Instrumente der Erfahrung herausarbeiten, welche an der Schwelle zum 19. Jh. den ontologischen Optimismus sowie das methodische Tasten eines Wissenschaftlers, Schriftstellers und Forschungsreisenden in subjektbezogener Form zugänglich machen. Gerade der multifunktionale Charakter der ‚Journale‘ als Log- bzw. Reisetagebücher und Skizzenhefte, die noch weit entfernt von der Ordnung wissenschaftlichen Schreibens scheinen, lassen jene Voraussetzungen wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse sichtbar werden, mithilfe derer Humboldt innerhalb der kantschen Koordinaten Raum und Zeit einen ‚Rhythmus‘ situativ verarbeiteter Natur- und Welterfahrung in ein dynamisches Speichermedium einfließen lässt.
Les Journaux de Voyage Américains lancent un défi aux études de l’épistémologie historique. Basé sur l’échec d’une attribution explicite à un genre littéraire bien défini, cet essai veut souligner la position exceptionnelle des volumes comme instruments d’expérience, lesquels, à l’aube du 19ème siècle, donnent accès à l’optimisme ontologique, ainsi qu’à l’échantillonnage méthodologique d’un écrivain, scientifique et explorateur, qui devient manifeste comme sujet découvrant. D’une part, le caractère multifonctionnel des cahiers comme journaux de bord, journaux de voyage et carnets de croquis semble un éloignement de l’ordre formel d’une écriture scientifique, d’autre part, ce caractère dévoile les conditions préalables pour les processus épistémologiques qui conduisent à connaissances scientifiques. Dans les coordonnés kantiennes de l’espace et du temps, Humboldt semble suivre son propre rythme épistémologique d’expérience de la situation, qui concerne la nature et le monde à coup d’un moyen de stockage dynamique.
The American Travel Diaries represent a challenge for the studies of historical epistemology. Based on the failure of their explicit attribution to a well-defined literary genre, this paper wants to emphasize the exceptional position of the volumes as instruments of experience, which, at the dawn of the 19th century, grant access to the ontological optimism, as well as to the methodological sampling of a scientist, writer and explorer, who becomes manifest as experiencing subject. On the one hand, the multi-functional character of the Diaries as log-, travel- and sketchbooks seems to distance them from the formal order of scientific writing, on the other hand, they unveil the prerequisites for epistemological processes that lead to scientific knowledge. Within the Kantian coordinates of space and time, Humboldt seems to follow his own epistemological rhythm of situational experience concerning nature and world by means of a dynamic storage medium.
„Das Tagebuch endet, wenn das Werk beginnt!“1 Wie problematisch Alain Girards einfach scheinende Formel zur Unterscheidung der Stellung eines Tagebuchs im Vergleich zum publizierten Werk eines Autors sein kann, hat der Literaturwissenschaftler selbst in seinen umfassenden gattungsgeschichtlichen Forschungen zur Stellung des Tagebuchs in der europäischen Literaturgeschichte ausführlich dargelegt, wobei er sich vor allem auf jene Untergattung konzentrierte, welche als „journal intime“ die Entstehung des modernen Subjektbewusstseins und Selbstbewusstseins gerade als Zeugnis eines Dranges zur Selbstversicherung im reflexiven Dialog maßgeblich mitprägte.2 Dabei kann es natürlich sein, dass ein Tagebuch unabhängig vom veröffentlichten Werk des Schreibenden geführt wird, doch gilt, zumindest für das Tagebuch im engeren Sinn, jenes „intime Tagebuch“, welches sich als literarische Gattung am Übergang vom achtzehnten zum neunzehnten Jahrhundert herausgebildet hat, und dessen Entstehung so eng mit derjenigen eines „sentiment nouveau de la personne“3 innerhalb einer bürgerlichen Gesellschaft der kleinen Familien und der gesteigerten Kontoführung und Registratur über die eigene Erfahrung verbunden war, dass Werk und privates Textzeugnis in einem hierarchischen Zusammenhang stehen, sobald es um das Ganze der Rezeption geht:
[…] aucun intimiste ne vaut seulement pour avoir écrit un journal de plus ou moins grande étendue. Son journal, posthume ou non, prend de l’importance ou de l’intérêt en fonction de son œuvre, et parce qu’il y a cette œuvre. Pour cette raison supplémentaire et de poids, un journal intime ne saurait être considéré comme une œuvre.4
Sicher, ein Tagebuch besitzt in den meisten Fällen nicht die „caractères essentiels“ eines Werkes, zumal in ihm keine Rücksicht auf einen möglichen Leser zu nehmen ist. Auch ist seine Lektüre oft alles andere als spannend, wenn noch das kleinste Detail eines Erlebnisses eine dem Leser der späteren Werke ungebührliche Aufmerksamkeit erfährt und der Text vor Wiederholungen strotzt.5 Doch verschwimmt diese strikte Einteilung in oben und unten, in primär und sekundär, zusammen mit der Antizipation und der Planung des Hauptwerkes im und durch das Tagebuch und mit der Höhe an Komplexität dieses nachfolgend öffentlich Geleisteten in Form und Inhalt nicht auch zunehmend? Was ist, wenn dem Schreibenden bewusst war, dass sein Werk nicht ohne sein Tagebuch bestehen könnte, wenn neben den inneren und äußeren Erfahrungswelten auch die gesamte ästhetische und epistemologische Grundierung des später Ausgearbeiteten nicht in der Unmittelbarkeit von Vorstudien, sondern von Erkenntnisprozessen vorliegt? Sollte hier nicht die Vorarbeit, wenn schon nicht in den textästhetisch, so doch erkenntnistheoretisch ebenbürtigen Rang gelangen?
Ebenso problematisch erscheint eine andere, allzu starke Zuordnung, welche in bestimmten Gattungen des Tagebuchs Untergattung eigener Werke sieht, wie dies Ralph-Rainer Wuthenow für das Reisetagebuch – eine Sonderform unter den anderen Gattungen des Tagebuchs, die einen „Exkurs“ verdient –6 getan hat. Nach ihm ist das Reisetagebuch eine Form des Reiseberichtes, jedoch in weniger ausgefeilter Ästhetik:
Genau betrachtet, handelt es sich beim Reisetagebuch um eine diaristische Sonderform, nämlich um die – scheinbar – authentische Form des Reiseberichts, in welchem Stationen und Daten konvergieren. Primär ist nicht das Journal, vielmehr ist dieses die Form, in welcher die Reise Gestalt gewinnt, eine Form, die sich wie von selbst ergibt und die deshalb auch noch hinter den überarbeiteten Reiseberichten von de Brosses, Lady Montagu, G. Forster, Goethe und anderen steht; es geht nicht um das Tagebuch, sondern um die Reise – dies im Gegensatz zu Herders, ‚Journal meiner Reise‘, in welchem die Reise eine weit geringere Rolle spielt als die diaristische Selbstvergewisserung.7
Hier stehen wir vor dem umgekehrten Problem einer Notwendigkeit zu stärkerer Differenzierung. Wie mit einem ‚ursprünglichen‘ Textzeugnis verfahren, wenn eine unabhängig vom Reisetagebuch erschienene ausgearbeitete Form als der eigentliche Reisebericht den Anschein schriftlich und zeichnerisch geleisteter Vorarbeit erweckt und das Tagebuch lediglich den Status der Vorläufigkeit für sich geltend machen kann? Durch den medial legitimierenden Akt der Publikation würde auch dieses gesammelte Arbeitsmaterial als privat Erschriebenes in all seinen Unterschieden und Übereinstimmungen im Verhältnis zum publizierten ‚eigentlichen Werk‘ als nunmehr rezipierbarer Text dem forschenden und lesenden Publikum überantwortet. Auch wäre denkbar, dass das Reisetagebuch nicht zum Reisebericht führt, sondern sich in ein „journal intime“ verwandelt und somit in eine neue Gattungsebene einträte. Vercier hat diese interessante Transformation für den Fall der verschiedenen „Journaux“ des Historikers Jules Michelet (1789–1874) dargelegt, welcher zu einer ersten Generation von „intimistes“ gehörte, die dem literarisch relevanten Genre des Tagebuchs zu ihrem Recht verhelfen sollten.8 Noch komplexer wird die Lage im Falle von Hybridformen privater Epitexte, um mit Gerard Genette zu sprechen,9 welche so unterschiedliche Funktionen wie Forschungsheft, Messtabelle, Skizzenbuch, Logbuch, Reisebericht und politischem Tagebuch zwischen zwei mehr oder weniger stabilen Buchdeckeln vereinen. Hier gelangt die gattungsgeschichtliche Weisheit über die Bestimmtheit literarischer und textueller Charakteristika schnell an ein Ende. Doch genau so einem Fall und der Frage nach der Bedeutung eines Tagebuchs für das komplexe Verhältnis zwischen Erfahrung, Erleben, Erkenntnis und Wissen, wollen wir uns in folgendem Beitrag widmen.
Es handelt sich bei den neun in der Staatsbibliothek Berlin einsehbaren Bänden der Amerikanischen Reisetagebücher des preußischen Forschungsreisenden, Geographen, Botanikers, Schriftstellers und Diplomaten Alexander von Humboldt (1769–1859) kaum um „journaux intimes“ im nachmaligen Sinne des Genfer Philosophen Henri-Frédéric Amiel (1821–1881),10 der für diese Gattung stilbildend war oder dem vorgängigen des englischen Marinestaatssekretärs Samuel Pepys (1633–1703),11 der diesen Stil vorbereitet hatte; also um persönliche Notizhefte, welche vor allem der Spiegelung und der Komplexität des Ich aus der minutiösen Kontoführung eines Bürgers im Ringen um das Erfassen täglicher und alltäglicher Erfahrung einen privaten Raum eröffneten. Es findet sich in ihnen vor allem eine Betrachtung empirisch gegebener, beschreibend, skizzierend und vermessend zu verarbeitender (Außen-)Welt in all ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen. Und dennoch sind diese Reiseaufzeichnungen keine reinen „Arbeitshefte“ („Cahiers“), sondern enthalten genügend „intime“ Momente in Form von persönlichen Reflexionen aus der Erinnerung und über die Stellung des Ich auf dieser so prominenten Amerikareise, so dass sie in der Geschichte der europäischen Diaristik einen bedeutenden Platz verdient hätten. Jedenfalls wird es schwierig, für sie jene Trennung einzuführen, die Georges Gusdorf in seinem Werk über die „Découverte de soi“ eingeführt hat, wo er zwischen „journal intime“ und „journal externe“ nach Maßgeblichkeit des Anteils an Bedeutung der äußeren Erlebenswelt unterscheidet und gerade das Reisetagebuch als exemplarisch für letzteren Typus definiert.12 Natürlich ist zu differenzieren, ob Außenwelt oder Innenwelt den Großteil an reflektierendem Textmaterial bestimmten, der in einer persönlichen Aufzeichnungssammlung Platz fand. Doch gilt für die „journaux externes“ ebenso wie für die intimen Tagebücher, dass sie allgemein genommen, aber gerade in Humboldts Fall, als Bücher der „Welterfahrung“ im buchstäblichen Sinne jener Frage nach der historischen Beziehung von Subjekt und Welterkenntnis, die Alain Girard für den Übergang vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert beschreibt, an einem seiner interessantesten, da erkenntnistheoretisch ambivalentesten Vertreter weiteren Aufschluss gewähren könnten. In einer Phase beschleunigter Globalisierung zwischen jener schwer zu begrenzenden Epoche des erkenntnistheoretischen Optimismus eines noch kartesianisch konzipierten Ich und dessen kantianischer Dämpfung, bekannt als Aufklärung, und jener neuen Sehnsucht der Krise nach einstmals kohärent und holistisch erlebbarer Welt, welche man später mit dem immer unzureichenden Begriff der Romantik versehen wird,13 also genau auf der Schwelle zwischen achtzehntem und neunzehntem Jahrhundert, findet man ebendiese moderne Bezüglichkeit auch in Alexander von Humboldts persönlichen Notizen.14 Gusdorfs strikte Differenzierung würde im Rahmen einer Analyse der Reisetagebücher Erkenntnisspielraum verschenken, wenn man nur sähe, dass das „Ereignis mehr zählt als der Mensch“ („L’événement compte plus que l’homme“)15. Auch das Übergewicht der „ordre de l’actualité extérieure“ soll den Blick nicht darauf verstellen, dass es gerade in der beginnenden Moderne „réalité intime“ ist, die Erfahrung, – sei es auf wissenschaftlich messende und sammelnde, sei es auf ästhetisch und kombinatorisch reflektierende Weise – ordnet.16 Das Ich jener Aufzeichnungen, bekannt unter dem Namen Alexander von Humboldt, steht hier nämlich nicht als Indikator und Propädeutiker, sondern als schwankendes Subjekt für jenes unvollendete Projekt einer „anderen Moderne“ ein,17 für deren diskursiven Verlauf in seinen veröffentlichten Werken es an Bedeutung gewann, deren Wissenschaft im Schreiben verankert war und die im Scheitern fruchtbar war, wie es Ottmar Ette dargelegt hat:
Denn Alexander von Humboldt verstand es, seine Unruhe, seine ständige Beschäftigung mit mehreren Gegenständen zugleich nicht zu einem wissenschaftlichen Dilettantentum verkommen zu lassen, sondern in einem Prozeß ständig zunehmender Komplexität des Wissens und des Schreibens zu verwandeln. Eine Humboldtsche Wissenschaft wäre ohne ein Humboldtsches Schreiben unvorstellbar, wäre es dem preußischen Gelehrten ansonsten doch niemals möglich gewesen, das Zusammengedachte auch als solches – und nicht etwa als Zusammengeschriebenes – zu präsentieren.18
In den bisweilen sehr persönlichen Notizen dieses Ich ist diesem Schreiben ein Spielraum gegeben, den die kritische Feder des beherrschten Schriftstellers nicht einmal bei der Notiz der Forschungsaufzeichnungen in allen Fällen und Zufällen auffangen kann. Auffangen kann in der übermächtigen und bei aller Nähe immer nur in der Retrospektive zu verwahrenden Gewalt des an die Formen der reinen Anschauung, der an die Apriori der Zeit und des geographischen Ortes gebundenen Augenblicke und in der Schwierigkeit, die dem ontologisch kritischen Subjekt zusammen mit seinem Zuwachs an Souveränität auch die Last der neuen Eindrücke und der Verortung und Bildung der eigenen Subjektivität aufbürdet. Humboldts Freund und bewunderter Kollege auf den Gebieten der Astronomie und Physik, François Arago (1786–1853), hat diese Bürde des Erkennens in jener berühmten, in leicht vorwurfsvollem Ton gehaltenen Aussage deutlich gemacht, als er während eines Gesprächs auf Alexanders Hang zum Endlosen, Fragmentarischen im Denken und eben auch Schreiben hinwies: „Humboldt, tu ne sais pas comment se compose un livre; tu écris sans fin; mais ce n’est pas là un livre; c’est un portrait sans cadre.“19 Gerade für diesen forschenden Reisenden der Moderne, der bei all seiner Objektivität auch mit den sensorischen und psychischen Mechanismen rechnen muss, die man gerade dabei war zu entdecken, um von den eigenen Formen der Anschauung Bewusstsein zu erlangen, gilt:
Si le monde moderne reconnaît à tout être humain une autonomie et une identité personnelle, il le place en même temps dans une situation difficile, par suite de toutes les contraintes extérieures que pèsent sur chacun. Le moi n’est jamais donné. Il faut le conquérir en s’adaptant aux conditions du moment. […] L’homme d’aujourd’hui n’a pas trouvé l’équilibre de son moi dans l’état actuel de la société, de la science et de la pensée. Mais sans doute en a-t-il toujours été ainsi.20
War Humboldt auch während seiner Aufzeichnungen einer dieser ersten ‚modern Leidenden‘, selbst wenn er noch voller Zuversicht und mithilfe einer exakt vermessenden „instrumentellen Vernunft“ in seinem Kosmos auf eine Welt der letztlich doch harmonischen Wechselwirkungen vertrauen konnte?21 Wir können jedenfalls bei der Analyse der Tagebücher auf ein Spektrum an Entscheidungen gespannt sein, welche Humboldt selbst, der sich später nicht zuletzt aufgrund seines hohen Alters der Zeitzeugenschaft bewusst war, in gebundener Form der interessierten Nachwelt hinterlassen hat. Doch keine der großen gattungsgeschichtlichen Analysen der Diaristik und nicht einmal Gustav Hockes vor Materialfülle strotzende Studie22 widmet diesen bisweilen schwer leserlichen Zeugnissen ein Kapitel. Humboldts Reisenotizen und die daraus entstandenen „Bücher“ fehlen in der wissenschaftlichen Erfassung der europäischen Diaristik sowohl in den einschlägigen französischsprachigen als auch in den deutschsprachigen Werken.23 Dies lag wohl einerseits an einer erschwerten Zugänglichkeit der Tagebücher aufgrund einer bewegten Geschichte. Die Bände sollten nach Humboldts Tod zwar in der Sternwarte der forschenden Öffentlichkeit zur Einsicht bereitstehen, waren dies jedoch nur bedingt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg entschwanden sie für einige Zeit in die Sowjetunion, erfuhren dort eine erste verbindliche Paginierung und fanden schließlich im Jahre 1958 ihren Weg zurück nach Berlin an die Staatsbibliothek der DDR. Nachdem die 3600 Seiten der neun Hefte einer ersten Transkription unterzogen wurden,24 folgte dank der intensiven Arbeit der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften unter Margot Faak und Ulrike Leitner eine kritische Ausgabe einiger Bände in Auszügen. Nach Ende der deutschen Teilung wurden die Bände wieder Eigentum der Familie von Heinz, um seit 2013 als Erwerb der Bundesrepublik Deutschland wieder in der Staatsbibliothek zu Berlin Verwahrung zu finden, sowie um dort eine umfassende Restaurierung zu erfahren.25 Die fehlende Zuweisung der Tagebücher in den Kontext der literaturgeschichtlichen Erfassung kann nun dank eingehender Erforschung dieser persönlichen Zeugnisse einer der bedeutendsten Figuren der Wissenschaftsgeschichte ausführlich mit Hilfe von Transkription und Original unter verschiedenen Gesichtspunkten nicht allein gattungsgeschichtlicher Natur vorgenommen werden. Dies wird derzeit im Forschungsprojekt „Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher – Genealogie, Chronologie und Epistemologie“ realisiert.26
Doch außer diesen historisch-institutionellen Zeiten der Unruhe gibt es noch einen anderen Grund, warum Humboldts Tagebücher einer exakten gattungsgeschichtlichen Einordung im Wege standen und stehen und welcher bereits in aller Kürze angesprochen wurde: Einer strengen Klassifizierung entziehen sich diese mehrsprachigen, meist auf Französisch und Deutsch, teilweise aber auch Spanisch verfassten Texte sowohl in inhaltlicher als auch formaler Hinsicht. Humboldts Amerikanische Reisetagebücher sind eben keine reine Vorstufe zum Reisebericht, sie sind jedoch auch kein eigenes Werk, da in ihnen – trotz Lederbindung und Humboldts Lizenz zur Erforschung durch die Nachwelt – keine strenge Rücksichtnahme auf einen Rezipienten erkennbar ist. Sie folgen nicht einer Narrativik, wie sie den zu literarischen Kunstwerken ersten Ranges avancierten Tagebüchern Henri-Frédéric Amiels und André Gides eigen ist. Obwohl bestehend aus langen Messreihen zur geographischen Bestimmung von Längen- und Breitengraden, Beschreibungen der Anatomie von Tieren und Pflanzen sowie ausführlichen Berichten zum Zustande der Forschungsinstrumente,27 sind sie dennoch auch zu sehr durchzogen von langen Passagen einer reflektierenden, bisweilen in inszenatorischer Absicht und ausgefeilter Stilistik dargelegten Gedankenordnung, welche vom Situativen zum Überzeitlichen abstrahieren, einem Essay als Vorstufe zum eigentlichen Essay, um als bloße „journaux externes“ zu gelten. Gerade aus diesem gattungsgeschichtlichen Hybridzustand gewinnen sie eine besondere Bedeutung, welche ihnen als epistemischen Objekten zukommt, die es analysieren gilt, da sich hier eine Problematik eröffnet, die sich aus der Funktion speist, welche diese Hefte während, kurz nach und schließlich im längeren zeitlichen Abstand der Reise erfüllten. Zwar mag die Frage, ob es sich bei den Tagebüchern um rheinbergersche „epistemische Dinge“28 handelt, naheliegen, da solche Konstrukte – sei dies auf dem Feld, im Labor oder eben in Form archivierter Aufzeichnungen – im Gegensatz zum „technischen Ding“ als „eminent historische Dinge“29 aus der Prozessualität und Vorläufigkeit laufender Erkenntnisgewinnung der Forschung ihre „Verschwommenheit und Vagheit“ als entscheidende Charakteristika erhalten. Dennoch darf eine differenzierte Funktion der Bücher während und nach der Reise keine hierarchisierende Einordnung in den Erkenntnisprozess einer humboldtschen Wissenschaft erfahren, da die Tagebücher eben auch später niemals nur archivarische Funktion, im Sinne einer verwahrten Vergangenheit, sondern eher Spiegelfunktion, mehr Vergegenwärtigung des Augenblicks im Augenblick als monumentalisiertes Erleben darstellten. Nur so lässt sich erklären, dass diese Notizen an manchen Stellen noch Jahrzehnte später einer Korrektur unterzogen wurden, die jedoch den vergangenen Irrtum nicht auslöscht, sondern ihn als notwendiges Zeugnis einer nie zum Stillstand kommenden Suchbewegung verortet.30 Womit haben wir es also zu tun, wenn nicht mit epistemischen Objekten im eher naturwissenschaftlichen Sinne Rheinbergers? Man könnte hier jene Feststellung fruchtbar machen, welche Tobias Kraft bereits für die Wissens-Figuren Essai, Tableau und Atlas gebraucht hat:
Wenn die Kantsche Frage der Zeit lautete: ‚Was heißt, sich im Denken zu orientieren‘ (1786), dann ist die Antwort Alexander von Humboldts im Berliner und Pariser Kompositionslabor seines amerikanischen Reisewerks zu finden. Für das Bedürfnis nach Orientierung und als Antwort auf gleich mehrere, aus der Herausbildung disziplinärer Spezialisierungen und Erweiterungen des allgemeinen Horizontes sich ergebende Krisen des Wissens bildet Humboldt das Innovationspotential seines wissenschaftlichen Schaffens. Der Essai, markiert als Gattung der Unschärfe, steht hier für diverse, durch Humboldts Arbeit ausgelöste Entwicklungsschübe, […].31
Doch stehen wir hier vor der Vorstufe des Essai, dem Versuch des Versuchs, dessen Titel irreführt.
Zunächst sind es eben keine „amerikanischen“ Tagebücher: Zwar enthalten die Bände in der Form ihrer endgültigen Bindung zu einem großen Teil die Aufzeichnungen, welche Humboldt während seines Aufenthalts auf dem amerikanischen Kontinent zu Papier brachte, vom Aufbruch im spanischen La Coruña zu den Kanarischen Inseln und den Aufzeichnungen zu seiner großen Amerikareise von 1799 bis 1804 durch Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Mexiko und die Vereinigten Staaten. Jedoch umfasst Band V auch einen Abschnitt über „Altes von der Reise Dresden, Wien, Salzburg“, welcher Humboldts Aufenthalt aus den 90er Jahren gewissermaßen epistemologisch, jedoch nicht chronologisch in der Anordnung, als Prolog seiner großen Amerika-Expedition einschließt.32 Die Frage nach der Funktion dieser Positionierung wird zu erörtern sein. Die zusammengehefteten Bände II und IV enthalten dazu gewissermaßen als Epilog auch das italienische Reisetagebuch aus dem Jahre 1805,33 in welchem Humboldt die Aufzeichnungen seiner Reise mit dem französischen Chemiker und Physiker Joseph Louis Gay-Lussac (1778–1850) durch Italien und den römischen Aufenthalt bei seinem Bruder Wilhelm verwahrte. Auch hier kann man sich fragen, welche erkenntnistheoretische Rolle jenes von Marie-Noëlle Bourguet bereits analysierte italienische Reisetagebuch im Kontext der amerikanischen Aufzeichnungen und nicht nur des Reisewerks spielt.34 Ob die lange Zeitspanne einer lebenslangen Forschungstätigkeit wie ihren chronologisch und inhaltlich verworrenen und durch Briefe und Notizzettel unterbrochenen Inhalt auch ihre Anordnung durcheinandergewirbelt hat, oder ob hier nicht vielmehr eine erkenntnistheoretische oder thematische Intention dahinterstand, bleibt fraglich und bietet ein weites Feld zukünftiger Forschung.
Weiterhin ist das Wort „Reise“ zur inhaltlichen Beschreibung der Hefte unzureichend: Dieser Ausdruck kann auf sie nur dann übertragen werden, wenn er nicht nur in Bezug zu Humboldts amerikanischem Aufenthalt gesetzt wird. Hefte, die ihren Verfasser mit ihren dort notierten Überlegungen, Messergebnissen, persönlichen Aufzeichnungen und kleinen Erzählungen immer wieder beschäftigten und über eine Lebenspanne von beinahe neunzig Jahren zu Erweiterungen, Korrekturen und Umstellungen anregten, die oft im wörtlichen Sinne beschnitten wurden, sind Monumente einer „Lebensreise“, jedoch kaum Zeugnisse einer kurzen, wenn auch bedeutenden oder gar zentralen Episode eines Lebens. Nur so lässt sich erklären, dass die Tagebücher wie Bestandteile markanter, meist süd- und mittelamerikanischer Landschaften Eingang in die ikonographische Inszenierung des Gelehrten fanden.35 Inhaltlich und chronologisch mögen die ersten Schriftzeichen auf den Seiten der Tagebücher in einer frühen Lebensphase entstanden sein, welche noch geprägt war von den ersten eigenen Forschungen, der Interesselage und dem Wissensstand des frühen 19. Jahrhunderts, der bei Humboldt neben der Epistemologie der französischen Aufklärung, welche er schon seit seiner Jungend und dann während seines Aufenthaltes in Paris verstärkt erfahren hatte, von den Freiberger, Jenaer und Göttinger Bildungsjahren abhing.36 Doch zeigen die ständigen Korrekturen des einst Gedachten, wie wenig statisch Humboldts Konzept von Wissen war. Seine Abkehr vom Neptunismus seines Lehrers Werner, sein ständiges Hinterfragen der Theorie durch Beobachtung und Beschreibung des von der eigenen Erfahrung und dem eigenen Experiment Vorgefundenen, korrespondieren mit den zahlreichen Anmerkungen der Tagebücher, welche vorher Gedachtes berichtigend kommentieren.37 Die Tagebücher sind daher nicht nur Zeugnisse einer Reise und Lebensreise, sondern auch Zeugnisse eines geschichtlichen und epistemischen Wandels, wie ihn die Artikulationen eines einzelnen, wenn auch sehr komplexen Subjekts gleichsam als ‚textuelles Brennglas‘ auffangen.
Zuletzt bleibt auch der dritte Teil der Bezeichnung dieser Objekte fraglich. Handelt es sich tatsächlich um ‚Tagebücher‘? Legt man noch einmal die strenge Definition dieses Begriffes nach Alain Girard an, muss die Frage sehr differenziert betrachtet werden. Girard definiert ein Tagebuch, wenn es denn „Journal“ und nicht „Cahier“ heißen soll als von Tag zu Tag geschrieben („écrit au jour le jour“).38 Im Gegensatz zu den englischen und französischen Tagebüchern Georg Forsters, wo diese Forderung tatsächlich über weite Strecken eingehalten wird, sind Humboldts Aufzeichnungen alles andere als regelmäßig entstanden, sondern verweilen in ihrem Rhythmus mal mehr, mal weniger bei den Gegenständen. Ebenso wie Forsters Aufzeichnungen sind sie von Sprachwechsel und einer erkenntnistheoretischen Differenzierung gekennzeichnet. Sie folgen einer inneren Chronologie, ohne jedoch streng chronologisch zu sein. So haben Margot Faak und Christian Suckow darauf hingewiesen, dass sich die ausformulierten Passagen der Reiseerzählung „aus einem Guß“ in den Heften meist während Humboldts längeren Aufenthalten in Städten oder Dörfern während der Landpassagen finden, während ein Tagesrhythmus des Notierens eher auf den Schiffspassagen als Anlass zu Messungen und kurzen situativen Erzählungen und Beobachtungen eingehalten wurde.39 Doch dienen sie auch nicht als reine Arbeitshefte mit gewichtigem persönlich-subjektivem Einschlag wie Lichtenbergs Sudelbücher.40 Eine Systematisierung der Bände wie die folgende, welche die von Paul Zincke und Albert Leitzmann herausgegebenen Forster-Tagebücher in der Version von 1914 begleitet, wäre für die Amerikanischen Reisetagebücher undenkbar: „Der vorliegende Band von G. Forsters Tagebüchern enthält drei Reisejournale oder Reisetagebücher. Das erste entstammt der Frühzeit Forsters, dem Jahre 1777, das zweite und dritte der Zeit seines Übergangs vom Naturforscher und strengen Wissenschaftler zum Tagesschriftsteller und Übersetzer […].“41 Es gibt weder in Chronologie, noch in der erkenntnistheoretischen Funktion der Humboldt-Tagebücher einen solch klar gegliederten Übergang vom Wissenschaftler zum beobachtenden Schriftsteller, oder vielmehr, es gibt diesen, jedoch in schnellem Wechsel von Seite zu Seite innerhalb einer Epistemologie der raschen Kombinatorik und der systematischen, aber stets offenen Verknüpfung. Mit dem nächsten Charakteristikum kommt man der Gattung Tagebuch schon wieder näher: Der Autor muss „persönlich gegenwärtig sein“ („L’auteur est présent personellement“).42 Dies ist trotz langer Messreihen und trotz objektivierender Beschreibungen, die Humboldts Arbeitsmaterial bilden, dennoch zweifellos der Fall, wenn er das Pronomen der ersten Person Singular oft nicht nur in Fließtexten erzählender Passagen, sondern in Randbemerkungen und Kommentaren verwendet, auch wenn Girards vierter Punkt, welcher dem Tagebuch das Prädikat „intim“ verlieh, nicht vorliegt: Das „Ich“ triumphiert eben nicht über das „Du“ und das „Es“ („le « je » l’emporte sur le « toi » comme sur le « il »“)43; die innere Welt hat nicht den ersten Rang, was aber wie gesagt noch nicht als zureichende Bedingung gewertet werden soll, Humboldts Tagebuch als „Journal externe“ zu bezeichnen. Abgesehen von der starken Gewichtung der eigenen Person werden jedoch auch die anderen Charakteristika eines Tagebuches erfüllt: Wie es für ein Tagebuch seit Johann Caspar Lavaters (1741–1801) alles andere als Geheime[m] Tagebuch. Von einem Beobachter Seiner Selbst, veröffentlicht 1771,44 nicht ungewöhnlich erscheint, waren Humboldts Rohtexte für sein Reisewerk nicht für eine eigenständige Publikation bestimmt, sondern dienten lediglich der Vorbereitung und Vorlage zur Redaktion und Auswertung für das spätere Reisewerk, zu dem jedoch noch zahlreiches weiteres Material aus Arbeitsheften, Briefen, historischen Studien und vielen anderen Quellen kam. Die Tagebücher waren hier wirklich Tagebücher, da sie der Vergewisserung des eigenen Gedächtnisses dienten und dies nicht nur während der Reise und kurz danach, sondern ein Leben lang, was sie wiederum in die Nähe von Girards letztem Charakteristikum für ein Tagebuch interessant werden lässt: „[…] un journal intime s’étend nécessairement sur une assez longue période de temps.“45 Will man eine innere Chronologie anhand der Tagebücher und vor allem anhand ihres Fließtextes eruieren, so erkennt der forschende Leser sehr schnell, dass der Großteil der Aufzeichnungen sich bereits auf amerikanischem Boden niederschlug. Jedoch sollte nicht vergessen werden, wie wichtig hier die Anmerkungen zum Material sind, welche Humboldt in den folgenden Jahrzehnten bis zum Ende seines Lebens einfügen sollte. Oft handelte es sich um Korrekturen gemachter Erkenntnisse oder das Gewahrwerden über neue Erkenntnisse meist wissenschaftlicher Art, welche ihm ‚damals‘ in dieser Form noch gar nicht zu Bewusstsein kommen konnten.46 Diese Interpolationen wären nichts anderes als ein Weiterführen des Tagebuchs unter Suspension der zeitlichen Dimension, frei von physischen und physikalischen Zwängen des Raumes und der Zeit. Eine beinahe bergsonsche Erlebens-Taktik zur Erhaltung des élan vital.
Doch auch wenn aus den oben aufgezählten Gründen ersichtlich geworden sein dürfte, dass Humboldts Amerikanische Reisetagebücher, wenn schon nicht den Charakteristika der Gattung des „journal intime“, so doch denen eines „journal“ genügen, gibt es auch hier rein inhaltlich einige Punkte, welche eine literaturgeschichtliche Einordnung erschweren. Obwohl viele Auszüge der Texte als Basismaterial für die Relation historique dienten und die entsprechenden Textpassagen nach der publikationsreifen Ausarbeitung oft durch Durchstreichen und Verweise markiert wurden, umfasst der textuelle Raum der Tagebücher wesentlich mehr:47 Sie hatten eben auch die Funktion eines Schiffslogbuchs, sie waren zu großen Teilen, aber eben nicht nur ausschließlich, wissenschaftliches Arbeitsheft, Messtabelle für meteorologische, klimatische, geodätische, geographische Phänomene, sie waren Skizzenbuch für die Erstellung von Vorlagen zu späteren graphischen Druckerzeugnissen, Gedächtnisstütze für allerlei kleine Bemerkungen, Bekenntnisbuch und politisches Tagebuch, alles in der für Humboldt so typischen, miteinander verwobenen Fragmentiertheit. Es handelt sich also bei den neun Heften um Fragmente eines tastenden Wissens, welche sich in ihren vielen abgeschlossenen Teilstücken auf das Engste mit dem Fragmentcharakter von Humboldts großem Reisewerk verbinden, das zwar niemals abgeschlossen wurde, jedoch im Einzelnen abgeschlossene literarische und wissenschaftliche Texte von höchster Qualität lieferte.48 Auch aufgrund dieser Analogie müsste der Humboldt-Kenner und Leser geneigt sein, ihnen fast den Status eines eigenen Werks zuzubilligen.
In Anbetracht dieser komplizierten textwissenschaftlichen Faktenlage scheint es nur logisch, in einem ersten Schritt dieser Studie zu klären, wie hoch die quantitativen Anteile der jeweiligen erkenntnistheoretischen Funktionalitäten der Texte in den Heften sind und wie sie miteinander in Verbindung stehen. Interessant wäre auch zu eruieren, ob hier nicht gar eine systematische Vorgehensweise, ein epistemischer Rhythmus in formaler Anordnung zu finden ist, auch wenn diese Ordnung weniger als Narrativ, wie dies Bettina Hey’l in ihrer Interpretation der humboldtschen Messungen vorgenommen hat,49 sondern als einschneidende Gliederung verstanden werden soll. Hinweis darauf wäre zum Beispiel die zu kartographischen Vermessungs- oder Bestätigungszwecken stets vorgenommene und beinahe mit ängstlicher Sorgfalt durchgeführte Selbstverortung des Schreibenden in regelmäßigen Abständen zu Schiff oder auf dem Land. Diese vergewissernde Funktion zieht sich, gleich dem ständigen Abgleichen der Karten, wie ein roter Faden noch durch sehr persönliche Notizen, bestimmt den Reiseverlauf und überspannt alle danach vorgenommenen Reflexionen und Messungen. Der Bezugspunkt des Selbst im Koordinatensystem der Welt scheint die epistemische Basis für das Auffinden aller Reflexe der vermessenen Außenwelt und des messenden Ichs – auch als privates Subjekt – zu sein. Doch möglicherweise überschreitet Humboldt in einer epistemischen Überforderung bereits im Erkenntnisraum der Tagebücher ganz neukantianisch die Apriorizität raumzeitlicher Anschauung50 zugunsten ihrer Qualität als Erfahrung des leiblichen Sinnenwesens Mensch, die im Sinne Johann Gottfried Herders Raum erst erschließbar macht.51 Beispielsweise wenn Humboldt zum ersten Mal das Zeichen jener Hemisphäre erblickt, die sein Leben verändern sollte. Erst die Verortung, dann das Erstaunen:
Am 4ten Julius Mittags 2h 14‘-Sonne 83°13‘40‘‘, latitudo 16°19‘20‘‘. Nachts sah ich zum ersten Male, aber kaum auf ein 15‘, das südliche Creuz, das auch mehrere Matrosen kannten und freudig begrüßten, da sie es (wie sie sagten) so lange nicht gesehen, und es nach ihren religiösen Ideen in großem Ansehen steht. Mit welchen Rückerinnerungen heftete ich meine Augen auf dies liebe Gestirn. Wilhelm, Li, Burgörner, stets unterhaltene Träume der Jugend…Also auch dieser Wunsch erfüllt, aber nicht für Euch, Ihr Theuren Abwesenden.52
So wie Humboldt in dieser Notiz vom Raumpunkt der Sternenkonstellation als beinahe foucaultsche Heterotopologie die Welt der Matrosen mit vertrauten Orten und Menschen überblendet sowie in die Zeit jugendlicher Träume zurückkehrt, wird dieselbe Reflexionsbasis ihn im Kapitel „Naturgemälde. Allgemeine Übersicht der Erscheinungen“ des ersten Kosmos-Bandes in die weiten Räume der Menschheitsgeschichte führen, wo die astronomische Zeit zum verbindenden Element der Erdgegenden wird, wenn der immer neugierige Lebensweise daran erinnert, dass durch das Taumeln der Erdachse jenes Kreuz einst auch in den nördlichen Gegenden sichtbar sein werde.53 Doch bereits in der Relation historique steht am Anfang das verortete Erleben des „Ich“, welches diesmal noch nicht in die Geschichte des Himmels, sondern in diejenige der Literatur führt:
Nach dem ersten Erscheinen des Kreuzes des Südens, präzise datiert auf die Nacht vom 4. auf den 5. Juli 1799 in 16 Grad nördlicher Breite, zitiert er [Humboldt, ML] nicht nur die berühmten Verse aus der (göttlichen) Commedia, Dantes eigenem Kosmos, sondern fügt auch eine Bemerkung an, die uns darauf verweist, daß Humboldts genaue Naturbeobachtung stets mit einer genauen Selbstbeobachtung einher geht und sich in seinen Schriften die Bereiche wissenschaftlichen Wissens und literarisch in Szene gesetzten Erlebenswissens immer wieder wechselseitig beleuchten: ‚S’il est permis à un voyageur de parler de ses émotions personnelles, j’ajouterai que dans cette nuit je vis s’accomplir un des rêves de ma première jeunesse.‘54
Vor dieser Erweiterung des Wissens hin zu einem relationalen Raumbegriff, welche vom im Tagebuch lebendig gehaltenen Augenblick selbst bis an das Lebensende nie das erfahrende Selbst aus den Augen lässt, steht der erkenntnistheoretische Rhythmus der geographischen Verortung in ihrem raumzeitlichen Potential für das Private und das Historische. Dieser wiederum findet sich sich bereits in Erfahrungs-Situation und epistemischem Rhythmus der Tagebuch-Eintragungen vorgeprägt.
Doch ist es neben dieser Frage nach einer Regelmäßigkeit der humboldtschen Erkenntnisprozesse, welche aufgrund quantitativer „Vermessung“ der Tagebücher gewonnen werden könnte, vor allem auch deren qualitativer Aspekt in Form einer Medialität von Text und Bild, welcher Ziel einer Studie sein könnte, die eine Aufarbeitung des vorliegenden Textmaterials unter erkenntnistheoretischer Perspektive anstrebt. Eng mit der Behandlung der reinen Begriffe der Anschauung ist am Text selber philologisch zu erörtern, wie sich das Verarbeitete sprachlich manifestiert. Gerade auch anhand der Reisetagebücher könnte nachgewiesen werden, inwieweit hier Schrift, Bild und sprachliche Verbildlichung bereits ineinandergreifen oder voneinander getrennt vorliegen, um schließlich jene Verwobenheit zu erreichen, wie sie in den wissenschaftlich erzählenden Schriften nach Abschluss der Reise als Ikonotextualität zutage traten.55 Hans Blumenberg hat in seiner großen Studie zur Lesbarkeitsmetaphorik in der Weltbetrachtung darauf hingewiesen, dass Alexander von Humboldts Kosmos ein Buch von der Natur sei, welches er „wie die Natur“ konzipierte.56 In diesem Buch spielen die Anschaulichkeit im Bild und jene des Textes, welche sich seit der antiken Topik in Vergleichen, Metonymien und Metaphern ausdrückt, eine entscheidende Rolle. Doch ist es nicht nur jenes letzte große bildlose und doch so bildhafte Naturbuch, welches sprachliche Verfahren als erkenntnisrelevante Instrumente der Veranschaulichung zelebriert. Auch auf Reisen und in den Situationen der Erkenntnis und der Niederschrift vor Ort bilden Analogie, Metapher, aber auch narratives Pathos für Humboldt, wie schon bei seinen Versuchen über die gereizte Muskel- und Nervenfaser von 1797, entscheidende Erkenntnismöglichkeiten, welche mehr als Substitute sind, die als lediglich niedere Erkenntnis- und Seelenvermögen die kantsche Kritik an naturwissenschaftlichem Erkennen überdauern.57 Ein Beispiel auf hoher See, wo Humboldt die Entstehung von Tauwolken reflektiert und im Klammersatz eine erkenntnistheoretisch starke These aufstellt:
Will man sich überzeugen, wie die Thauwolken sich bilden (wegen der Schnelligkeit des Processes kann man es hier besser als bei uns), so hefte man sein Auge bei blauem Himmel auf ein großes Sternbild, z.B. den Centauer. Man sieht in der Mitte einen wolligen Flocken entstehen, und um diesen Kern (alles in der belebten und unbelebten Natur bildet sich um Kerne, Ideen, Empfindungen, Knochen, Weltkörper, Hagelkörner) bildet sich nun eine Wolke, die sich excentrisch vergrößert.58
Geist und Materie verbunden im Bild zentriert verfassten Werdens, ein Analogon, welches die 1755 und 1796 von Immanuel Kant und Pierre-Simon Laplace unabhängig voneinander entwickelten und von Humboldt im Kosmos verarbeiteten kosmologischen Theorien zur Entstehung des Sonnensystems auf die menschliche Psyche zu erweitern scheint!59 Mit Blumenberg kann allerdings gefragt werden, ob die Metapher bei Humboldt in ihrer dennoch begrifflichen Form tatsächlich der konkurrierenden Ikonizität bei der Naturbetrachtung standhält.60 Hier besitzen die Reisetagebücher natürlich eine besondere Aussagekraft, sobald man nach der Prozessualität der Verschiebungen im epistemischen Gefüge jener Systematisierung von Welterfassung fragt, welche wir mit den Termini Idealismus oder rationalistischer Empirie erfassen, und welche dem monistischen Materialismus deterministischer Weltkonzepte und dem Kohärenzdenken romantischer Naturphilosophie vorausgehen.
Bei der Frage nach der Rolle der Sprache für Erkenntnisprozesse ist auch aus einem anderen Grunde besondere Aufmerksamkeit geboten: Das Verhältnis von Bild, Schrift und Sprache besitzt aufgrund von biographischen und historischen Vorprägungen eine philologische Dimension, da sich kurz bevor und während Humboldt nach Amerika aufbrach durch Gelehrte wie Johann David Michaelis und Christian Gottlob Heyne, dessen Seminar Humboldt in Göttingen besuchte,61 auch auf Grundlage der Fortschritte bei der Erforschung der Sprachen und Altertümer ein neues Wissen ergab, welches den Menschen jenseits der klassischen Historiographie aus der Vergangenheit seiner Lebenszusammenhänge in die sprachliche Gegenwart zu transponieren im Stande ist.62 Nicht allein aus dokumentarischem und archivarischem Interesse sollte Humboldt also großes Interesse für die altamerikanischen Sprach-, Schrift- und Textzeugnisse mitbringen, diese sammeln und kartographieren.63 Dass die Differenzen der Sprachen als Weltansichten schließlich das große Lebensthema seines älteren Bruders Wilhelm werden sollten, ist bekannt.64 Doch gab es bereits in den Tagebüchern, also ‚diesseits‘ der ausformulierten Stellen zum Thema in der Relation und im Kosmos, auch Hinweise auf die später von seinem Bruder entwickelten Ansätze zu einem dynamischen Sprachdenken, welche epistemologisch auf eine metasprachliche Kritik idealistischer Universalismen der kognitiven Kategorien hinwiesen? Hier bleibt die Frage nach der Differenz bestehen. Was und vor allem wie notiert Humboldt über den Menschen als Sprachwesen mit großen Differenzen? Wie beurteilt er Sprache in der Situation des kommunizierenden Austauschs und nicht in der Reflexion auf wissenschaftlich Bekanntes?
Denn die Tagebücher sind sowohl sprachliches Zeugnis von Lektüre als auch Instrumente der Erfahrung von Sprache. Humboldt, der seine „instrumentelle Vernunft“ immer wieder auf die ihn umgebenden Dinge anzuwenden wusste,65 besaß in diesen Heften Werkzeuge, welche mehr noch als seine Sextanten, Chrono-, Baro- und Hygrometer halfen, als Erweiterung nicht nur der eigenen Sinne, sondern des eigenen Denkens, Erfahrung und Experiment, Reflexion und Beschreibung in dynamischer, da sprachlich freier Weise anzuordnen, indem er das einstmals situativ und unmittelbar Erfasste im Nachhinein, während eines anderen Reiseabschnittes oder gar viele Jahre später, einer nochmaligen Reflexion unterzog. Er machte es so einem textuell verfassten Wissensbegriff dienstbar, welcher hinter der Bewegung der Fragmente die Erkenntnismöglichkeit eines systematischen Zusammenhangs vermutete, um in der Spannung zwischen empirischer Überlastung und aufklärerischem Enthusiasmus, wie sie das 19. Jahrhundert prägte, seine eigene Wissenschaft aufrechterhalten zu können. Eine „Humboldtian Science“, wie sie Susan Canon beschrieb66 und ein „Humboldtian Writing“, dessen Charakteristika Ottmar Ette dargelegt hat,67 wären aufgrund der Anforderungen einer „accurate, measured study of widespread but interconnected real phenomena“68 ohne das textästhetisch konservierte Reservoir des unmittelbar Erlebten und in der Situation Gemessenen und Gefühlten nicht denkbar. Hier braucht es bei aller Neugierde des Weltbürgers Humboldt einen Raum, welcher nah genug ist, um sich durch Verfügbarkeit und Zugänglichkeit auszuzeichnen und weit genug entfernt, um zumindest in knapper physischer Distanz Zeit und Raum zu überbrücken. In dieser epistemologischen Hauptfunktion sind die Tagebücher mit all ihren Nebenfunktionen zu erfassen.
Doch können die Bände dem forschenden Leser zusätzlich auch einige Antworten auf Fragen der Humboldtforschung liefern, deren Erörterung an den veröffentlichten Werken der Ansichten der Natur, den vielen Unterbänden des Reisewerks und insbesondere dem Kosmos zwar vorgenommen wurde und einiges zu Humboldts Stellung innerhalb der Wissenschaftsgeschichte zutage gefördert hat, jedoch immer wieder auf ein Grundproblem hinauslief: Wie einen Wissenschaftler in jenem vermeintlichen epistemischen Dualismus der zwei Kulturen verorten, welcher doch als Zeuge der Trennung diese doch nicht gänzlich mitzumachen bereit war? Eindeutige und vereinnahmende Antworten und Verortungen Humboldts aus den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, wie diejenigen Mario Bunges oder Werner Heisenbergs69 sind inzwischen längst überholt, und doch bleiben schnell gefällte Urteile der Vereinnahmung und simplifizierenden Verortung des Naturwissenschaftlers und Entdeckers Humboldt immer noch eine Versuchung. Gerade die epistemologische und auf das methodisch erkennende Subjekt geeichte Komplexität der Tagebücher könnte hier weiter Abhilfe schaffen.
Die wohl grundlegendste Frage an die Tagebücher aus erkenntnistheoretischer Perspektive wird sich daher aus der Feststellung ergeben, dass man es bei den Texten mit Zeugnissen eines Subjektbewusstseins zu tun hat, welches diese ausgerechnet in jener Epoche ausstellt, die eine Systematisierung erkenntnistheoretischer Kritik am Subjekt erst möglich gemacht hat.70 Humboldts Rolle als Zeuge einer „anderen Moderne“ suspendiert ihn nicht von der persönlichen Stellungnahme zum ontologischen Kontingenzproblem als sich selbst erkennender Vernunft gegenüber der Natur. Hegel sollte seine Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie 1801,71 während Humboldt auf Reisen war, veröffentlichen. Novalis‘ naturphilosophisches Romanfragment Die Lehrlinge zu Sais wurde posthum 1802 von Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck herausgegeben.72 Humboldt war also in seiner Erkenntniskritik noch auf die deutsche Philosophie vor der Jahrhundertwende, auf Goethes verstehenden Enthusiasmus, auf Friedrich Schillers Vertrauen in die ethische Kraft der Ästhetik verwiesen, wenn er seinen Optimismus gegenüber dem Naturganzen bewahren wollte. Doch wie weit entfalteten sich in jenem langen und beschwerlichen Reiseverlauf, angesichts einer überbordenden Fülle an Messergebnissen und gesammelten Pflanzen, Gesteinsarten und Tieren, die epistemischen Zweifel an den Fähigkeiten des Menschen und überhaupt Misstrauen in diesen Zusammenhang? Dieser besitzt in seiner erkenntnistheoretischen Fundierung eine Komponente ontologischen Zweifels, welcher in Textzeugnissen mit stark situativer Färbung womöglich stärker zum Ausdruck kommt als in der Kohärenz argumentativer Inszenierung von Veröffentlichungen.
Zur selben Zeit als Humboldt dem europäischen Diskurs kurzzeitig etwas distanziert sein musste, genauer in den Jahren 1800 und 1803/1804 führte ein junger Mann und eifriger Kant-Leser auf Reisen mit Eltern und Schwester durch Gebiete des heutigen Tschechien, durch Holland, England, Frankreich, die Schweiz und Österreich ein Reisetagebuch, welches laut eigenen Angaben73 für ihn ein Schlüsselerlebnis im Hinblick auf das eigene Denken und Nachdenken, auch über den „göttliche[n] Tempel der Natur“,74 darstellte, gegenüber dem die Anschauung, also das „Sehn“, zwar „herrlich“ ist, die jedoch niemals den Schrecken des „Seyns“ vergessen lässt und nur durch den interesselosen Blick „von oben“ zu ertragen ist.75 Ludger Lütkehaus schreibt über diese Reiseaufzeichnungen des angehenden Philosophen Arthur Schopenhauer:
Demgegenüber sind die Tagebücher exemplarisch zu lesen: als Zeugnisse einer vor- oder halbbewusst generalisierenden Wahrnehmung. Und wo diese Wahrnehmung auf Formen des Leidens trifft, wird sie so, wie die beschriebene Begegnung mit der Geschichte sofort ins Prinzipielle geht, nicht von diesem oder jenem, sondern dem Jammer des Lebens ergriffen werden. Diese Art von Platonismus hat freilich mit der Erkenntnis der Idee des Guten nichts mehr gemein; sie läuft vielmehr auf einen negativen von Schopenhauer auf die Füße gestellten Platonismus hinaus.76
Wir haben es hier mit der Herausbildung einer gänzlich anderen Epistemologie moderner Naturzusammenhänge zu tun, welche in der Nachfolge Kants an ihren Überzeugungen gegenüber einer apriorisch in Raum und Zeit zwar erfassbaren, aber letztlich opaken Natur festhielt, sie zu einer frühen spirituellen Erfahrung jenes „Buddha des Westens“ inszenierte, und welche für die Geschichte des europäischen Denkens und Erkennens mit ihrem wohl wirkmächtigsten kritischen „Erben“ Friedrich Nietzsche ebenso wichtig werden sollte, wie die Forschungen, Beschreibungen und Reflexionen der empirisch arbeitenden Naturforscher. Humboldt war seit seiner Jugend dem Naturganzen gegenüber in diametral entgegengesetzter Weise eingestellt als es der junge, selbstbewusste, um nicht zu sagen arrogante Danziger Patriziersohn Schopenhauer war, und gerade deshalb ein zu kritischer Geist, als dass er an Überzeugungen, welche in der langen Spanne seines Lebens in Chemie, Geographie, Astronomie oder Anatomie als widerlegt galten, unbeirrt festgehalten hätte. Seine frühen, letztlich zwischen parallelem Bestehen, Substitut und fragender Ungewissheit schwankenden Forschungen zum Galvanismus und den Vermutungen über Lebenskraft im „Rhodischen Genius“ sind beredte Beispiele für Wandelbarkeit im Denken und Selbstkritik im Erkenntnisprozess, ohne dabei ontologischen Optimismus zu verlieren.77 Zwischen einer Prägung seiner frühen Jahre durch die deutsche Aufklärung im Umfeld von Jena, Göttingen und Weimar und dem europaweit, in Paris und London gefeierten wissenschaftlichen Spezialisten auf den Gebieten der Geographie, besonders auch der Kulturgeographie, Geologie, der von ihm inaugurierten Pflanzengeographie und Klimaforschung, der Botanik, der Astronomie, der Mathematik, der Chemie und der Physik liegt ein messendes und verstehendes Subjekt, welches sich in einer historischen Epoche fundamentaler Erkenntniskritik zu sich selbst, und seit der kantianisch-kopernikanischen Wende zu den Möglichkeiten menschlicher Erkenntnis überhaupt verhalten musste.78 Hartmut Böhme sah hierin einen verpassten Anschluss:
Das Verstehen, auf das Humboldt abzielt, ist eine Kategorie der Hermeneutik: wie aber der Aufstieg von einem empirisch-analytisch gewonnenem Einzelwissen zu einem „Verstehen“ des Ganzen bewerkstelligt werden soll, bleibt gänzlich unbestimmt. Vermutlich ist das theoretische wie methodische Problem, das hierin liegt – und worin Hegel seine ganze Kraft investierte – Humboldt nicht einmal klar. […] Denn hier geht der Begriff von Einheit einmal auf diejenige Einheit, welche die Vernunft intramental als Zusammenhang der von ihr selbst hervorgebrachten Kenntnisse erzeugt: diese Einheit zu erlangen, ließe sich aussichtsreich mit Kant versuchen. Andererseits aber soll die Einheit nicht subjektiv, sondern ‚realistisch‘ sein, also nicht nur ein fundamentum in re haben, sondern eine in der Natur selbst real vorhandene Einheit treffen. Hier verwirren sich transzendentale Prinzipien mit solchen, die von einer Adäquation des Wissens ans Reale ausgehen: Vormoderne überschneidet sich mit Moderne.79
Böhme scheint jedoch nicht zu sehen, dass beim reisend vom immanente Kohärenz favorisierenden Idealismus der hegelschen Geistesdialektik ‚abwesenden‘ Humboldt diese Hermeneutik des Verstehens von Anfang an bewusst heuristischer und vor allem selbstkritischer Natur war und daher eben keine „Treue“ zu „identitätsphilosophischen Formeln“ darstellen konnte, die nach 1850 dort antiquiert sind, wo sich „transzendentale Prinzipien“80 verwirren, also ein statisches klassisch-romantisches Systematisieren, das in den Publikationen eine „eigentümliche Entwicklungslosigkeit“81 hervorriefe. Eher finden sich Emergenzen von einzelnen Abschnitten dieses offenen Weges naturwissenschaftlicher und ästhetischer Welterfahrung, welcher niemals von einem Dualismus im Sinne hegelscher Dialektik ausging und eben darin im Sinne Karl Poppers modern war,82 in vielen von Humboldts Publikationen als Kristallisationspunkte. Die gewaltige Spitze eines Eisberges, welcher als ‚Subjekt‘ Humboldt immer noch zu erforschen bleibt, findet ihre Fortsetzung unterhalb der Oberfläche diskursiver Sichtbarkeit in den Tagebüchern als Verhandeln von Erkenntnissen in Raum, Zeit und dem Dialog mit sich selbst als körperliches Subjekt und Objekt wissenschaftlicher Erkenntnis, ästhetischer Erfahrung und jener dynamischen epistemologischen Wechselwirkung zwischen diesen beiden Kategorien, die im Laufe des 19. Jahrhunderts immer schwächer zu werden begann. Als Humboldt 1805 mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in Kontakt kam und sich, trotz späterer Distanzierung, für seine Naturphilosophie interessierte und Parallelen zu seinem eigenen Denken erkannte,83 lagen zwischen seiner auch wissenschaftlichen Freundschaft zu Goethe eine Amerikareise und eine Zeit des forschenden Austauschs im fortschrittlichen Paris, welches zu jener Zeit der Ausdifferenzierung naturwissenschaftlicher Disziplinen führend war. Humboldts Amerikareise und seine Diskussionen mit französischen Gelehrten seiner Zeit ließen ihn also nicht einfach zu einem empirischen Faktensammler, beschreibenden Beobachter mit Hang zum Materialismus werden, sondern hatten seinen epistemologischen Sinn für Zusammenhänge und jenes „Naturganze“ auch geschärft. Eine Idee von Natur, welche als „schwacher Idealismus“84, die Axiomatik seiner Wissenschaft leitete, aber nicht festschrieb. Die Fragen, die in diesem Zusammenhang an die Tagebücher aus erkenntnistheoretischer Perspektive zu stellen wären, richten sich einerseits an deren Verwaltung von Raum und Zeit als den nach Kant grundlegenden Möglichkeiten der Erfahrung und andererseits an deren distanzierte Betrachtung von Subjekten, die diese Erfahrung generieren und beschreiben. Was die Dimension der Zeit im naturhistorischen Zusammenhang betrifft, so haben Christian Helmreich und Petra Werner aufgezeigt, dass Humboldt (und dessen Reisebericht) als wichtige Quelle für Charles Darwin, jedoch nicht als dessen direkter Vorläufer gelten kann.85 Doch dass bereits seine wichtige Abhandlung Florae fribergensis specimen von 179386 die „seltsame Geschichtslosigkeit der Naturgeschichte“87 durchbrach, wurde von Helmreich ebenfalls dargelegt. Zur genaueren Einordnung jener langsamen Entwicklung, welche über das Verstehen des Seins das Werden der Natur nie vollkommen ausblendet, den Sprung in eine reflektierte Theorie der Evolution jedoch nicht wagt, könnten die neun sperrigen, in Leder gebundenen Forschungsobjekte neuen Aufschluss geben.
Aus dem empirischen Dreiklang aus Raum, Zeit und Körper, wie er das in den Tagebuchaufzeichnungen Festgehaltene ordnen könnte, wäre auch die weitere Bestimmung und Beschreibung einer Anthropologie als, um mit Michel Espagne zu sprechen, „un évident complément de la géographie“ 88 möglich, deren Epistemologie zwar die Dynamik des später Ausgearbeiteten erahnen lässt, deren Suchbewegung sich jedoch allein aus der Komplexität täglicher Notizen, der Fokussierung auf die von Humboldt differenzierten Wissensbereiche „im Angesicht der erhabenen Natur“89 zu ergeben hat und auch in dieser Fragmentiertheit untersucht werden soll. Situation und Fokus der Erfahrung machen eine Verortung in einer historisch bestimmten Prädisposition des Subjekts möglich.
Diese Verortung führt automatisch zu einem zentralen Punkt dieser Anthropologie, welcher eine Untersuchung zu den Tagebüchern in erkenntnistheoretischer Hinsicht leiten könnte: Humboldts anthropologisches Projekt als Projekt der Begegnung mit dem zivilisatorischen Bewusstsein des ‚Anderen‘. Dem Vorwurf des Eurozentrismus wird er hier wohl kaum vollständig entgehen, da trotz der bekannten kritischen Einstellung gegenüber kolonialistischer Ausbeutung und Sklaverei im Falle Kubas und Mexikos eine gewisse Schwerpunktsetzung auf einen aufklärerisch konnotierten Fortschrittsbegriff festgestellt wurde, welcher Zivilisation unter bisweilen durchaus funktionalistischer Perspektive als Naturbeherrschung und Geostrategie konzipierte.90 Jedoch soll diesseits verhandelbarer Einstellungen einer historisch bedingten, tendenziösen Hierarchisierung der menschlichen Kulturleistungen nach einer europäisch verfassten Vernunft dennoch nach den unmittelbaren Reflexen von verarbeiteten Eindrücken gefragt werden, die nüchtern dargestellt oder ästhetisch als Narration stilisiert in den Tagebüchern auftauchen.91 Humboldts Kritik an der Sklaverei, aber auch seine Kritik an den oftmals körperlich kodierten Verhaltensweisen bestimmter Indianerstämme92 müssen sich der Frage nach ihrer Verankerung in der Situation stellen. Gibt es auch hier bereits eine ästhetische Ausarbeitung, welche eine moralische ausschloss, wenn für Humboldt doch ästhetische und moralische ‚Erziehung‘ nicht nur im schillerschen Sinne der Kunst-, sondern in der Naturvermittlung eine Einheit bildeten?93
Schließlich bleibt in Bezug auf die Frage nach Humboldts anthropologischem Projekt im Spiegel der Tagebücher die Frage nach den innerhalb der einzelnen Reiseabschnitte angewandten Verfahren von Erkenntnis und Reflexion des kritischen Subjekts als körperlichem Beobachter und Beobachtetem bestehen. Neben der im Text selbst angesprochenen Verwendung von Instrumenten, ihrer Wartung und der Einübung in sie bedeutet dies auch Reflexion auf die unmittelbaren Organe eigener Erkenntnis, also auch des eigenen Schreibens über und mit dem Körper. Körper und Geist als Subjekte und Objekte der Erkenntnis und als Phänomene der Natur sind unmittelbare Resonanzflächen für deren Reize, Täuschungen und Spielarten. Die exponierte Stellung der Körperlichkeit als Untersuchungsgegenstand ist im Zusammenhang der Amerikareise kaum verwunderlich, erinnert man sich an Humboldts Interesse für die Zusammenhänge von Empfindung und sinnlichem Reiz, die den Chemiker und Anatomen Humboldt bereits in den 90er Jahren umtrieben. Sein Interesse am Körper als natürlichem Phänomen wurde in seinen Versuchen über die gereizte Muskel- und Nervenfaser (auch den Selbstversuchen) nur allzu deutlich.94 Auch die Frage nach Humboldts Reflexion auf das psychische Erleben, die Rolle der Empathie als erkenntnisbildender Instanz, seine Auseinandersetzung mit der Beeinflussbarkeit von Erfahrung durch ‚subjektive‘ Faktoren der Psyche wie Angst, Neugierde, Trauer oder Erstaunen könnten Analysegegenstände eines Körperdiskurses innerhalb der Tagebücher werden.95 Diese Fokussierung auf die Körperlichkeit sollte dabei in Verbindung mit dem inszenatorischen Potential des Textes untersucht werden, also auf die Strategien der Darstellung bezogen werden, welche narrative und deskriptive Verfahren als erkenntnistheoretische Strategien des eigenen Erlebens einbeziehen, die ihre Grundlage in körperlichen Erfahrungen einer Situation finden. Diese Passagen stellen eine nicht nur autoreferentielle Dialogizität in den Vordergrund und stechen gerade anhand ihrer stilistischen Farbigkeit, Dialektismen, spontanen Ausrufe und muttersprachlichen Färbungen, Ausdrücke des privaten Umgangs, als eindeutig für ein Publikum gedachtes Schreiben ins Auge:
Die Luft, das Licht, das Meer alles war milde. Mit einem Schrei „Jesus María, Virgo del Carmen, er ist verschieden, die Füße sind steif und kalt, sprang der eine junge Asturier (er war meinem Jugendfreunde John Guille in Barcelona so wunderbar ähnlich) auf das Verdeck. Er schlug mit dem Kopf bald auf den Cabestan, bald auf den Bord des Schiffes. Er heulte fürchterlich. Dieser Ausdruck tiefer Empfindung in einem jungen Gemüthe, die Idee eines gescheiterten Glückes (gesund und heiter in das Schiff zu steigen, um im Golf von Mexiko von einem Fuscher gemordet zu werden), die Eiskälte dieses Fuschers, die Härte des Capit[äns], der schon vom Überbordwerfen sprach – machte diesen Augenblick sehr tragisch. Es wird nicht der letzte sein, den ich in diesem Welttheil erlebe!96
Doch trotz einer für den Leser erschwerten Zugänglichkeit dürfen die wissenschaftlichen Abschnitte der Tagebücher deshalb nicht weniger als diese „literarischen“ Schilderungen als Teile eines im situativen Erleben verwurzelten erkenntnistheoretischen Prozesses beachtet werden. Hierzu müssen Messtabellen und berichtend-deskriptive Verfahren ebenso wie Skizzen auch in ihrer Zeichenhaftigkeit als wenn schon nicht narrativ, so doch collagenhaft angeordnete, in Bildern und Zahlen geronnene Variationen eines Verhältnisses zwischen Subjekt und Welt erfasst werden. Ihre Interdependenz mit den diegetisch und bisweilen dramatisch ausgebauten Abschnitten des Erkennens sollte ebenso in Betracht gezogen werden wie die Funktion ihrer Isolation im fragmentierten Zusammenhang des Gesamttextes.
Aufbauend auf den aus den in der analytischen Bearbeitungen dieser Fragestellungen gewonnenen Ergebnissen könnte eine Einordnung der humboldtschen Tagebuchführung durch Vergleich mit einigen zeitgleich entstandenen Reiseberichten und Reisetagebüchern geschehen, um so die epistemologischen Besonderheiten zu eruieren, welche Rückschlüsse auf eine Arbeitsmethode zulassen, die eben nicht nur auf den Raum der Tagebücher beschränkt blieb, sondern das gesamte Leben eines Schriftstellers und Wissenschaftlers prägte: Die zeitlich früher verfassten Berichte Charles Marie de La Condamines von dessen großer Amerikareise (1735–1745),97 der Reisebericht und die Reisetagebücher Georg Forsters (1772–1775),98 die zeitgleich entstandenen Reisetagebücher des jungen Arthur Schopenhauer (1803–1804),99 die später verfassten Reisetagebücher Adelbert von Chamissos (1815–1818)100 und schließlich die Beagle-Tagebücher Charles Darwins (1831–1836)101 lassen gerade in der Verschiedenheit ihrer Verfasser und Gegenstände sowohl in epistemologischer als auch in ästhetischer Hinsicht einen Vergleich im Tertium Comparationis des Naturbegriffes zu, dessen ambivalente Bewertung bezeichnend für eine Epoche ist, die ihre erkenntnistheoretischen Probleme zu formulieren und in Ansätzen darzulegen begann. Humboldts Amerikanische Reisetagebücher sollten mehr repräsentieren als das Fundament zu seinem Werk: Sie mögen als Instrumente und Schlüssel zur Subjektivität jeglichen erkenntnistheoretischen Tastens verstanden werden. Instrumente, die neben einer historischen Verortung in Zeitdiskursen zugleich den Blick auf die Erwartung und die Hinterfragung von Erkenntnis und Wahrheit an der Schwelle zu einem Zeitalter des Fortschrittsglaubens und der Überwindung technischer Möglichkeiten im Blick behalten. Unter dieser Perspektive vermessen und diskutieren die humboldtschen Reisetagebücher die Grenzsituationen einer Reise der Erforschung des Raums sowie einer Reise innerhalb der eigenen Lebenszeit durch Experiment, Scheitern, Korrektur und Wiederanfang des Erkennens im Dialog mit der Natur als stets bewegte Systematik.
Dieser Beitrag entstand im Kontext des mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Alexander von Humboldts Amerikanische Reisetagebücher“ (01UO1302A, 01UO1302B) der Universität Potsdam und der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
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Humboldt, Alexander von ([1798–1802, 1805]): 1) Voyage a Caripe 1799, p. 1–62; 2) Obs. astr. Apure – Orénoque p. 86–98; 3) Batabano (Cuba) à Sinu Carthagène et Turbaco 1801; 4) Quito 1802 Meteor.; 5) De Paris à Toulon Oct. 1798; 6) Voy. d‘Italie avec Gay Lussac. Obs. magn. 1805. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) II und VI. Quart-Format, Ledereinband.
Humboldt, Alexander von ([1799]): Voyage d’Espagne aux Canaries et à Cumana. Obs. astron. de Juin à Oct. 1799. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) I. Quart-Format, Ledereinband.
Humboldt, Alexander von ([1799–1800]): Voyage de Cumana à Caracas, Calabozo et S. Fernando de Apure de Nov. 1799 à Mars 1799 [sic]. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) III. Quart-Format, Ledereinband.
Humboldt, Alexander von ([1800]): Journal de la navigation sur l’Apure, l’Orenoque, le Cassiquiare et le Rio Négro (Voy. par les Llanos de Caracas S. Fernando de Apure) Statistique de Cumanas Pta Araya. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) IV. Quart-Format, Ledereinband.
Humboldt, Alexander von ([1801–1802]): Quito (Pichincha, Cotopaxi, Tungurahua, p. 40. Chimborazo, Altar) – Alausi – Assuai – Cuenca – Loxa – Amazone – Caxamarca – Lima – (Quindiu [gestrichen] – Ibagué à Carthago n. 4°.) Popayan – Almager. Pasto – Quito (Los Pastos, Cumbal) Roches envoyées à Madrid, p. 5–8. Voyage a Almaguer. Quinquina Malacates Lexa p. 68–72) Truxillo p. 16! Lima – 61. Potosi p. 16 Proces [?] 27.56 etc. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) VII bb/c. Folio-Format, Ledereinband.
Humboldt, Alexander von ([1801–1802]): Rio de la Magdalena – Bogota – Quindiù – Popayan – Quito (Antisana, Pichincha) Pasto Volcan, p 190; Tolima p 164. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) VII a/b. Folio-Format, Ledereinband.
Humboldt, Alexander von ([1802–1804]): Voyage de Lima à Guayaquil p 9; Voyage de Guayaquil à Acapulco p 34; Observations astronomiques du Mexique p 300–315; Chronologie de mes voyages; Les 2 Volcans de la Puebla p 153; Voyage d’Acapulco à Mexico p 103; Pachuca, Real del Monte p 133–148 179–182. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) VIII. Folio-Format, Ledereinband.
Humboldt, Alexander von ([1803–1804]): Varia: Obs. astron. de Mexico a Guanaxuato, Jorullo, Toluca, Veracruz, Cuba, Voy. de la Havane à Philadelphia. Geologie de Guanaxuato, Volcans de Jorullo et de Toluca. Voyage de la Veracruz à la Havane et de la Havane à Philadelphie. Jorullo p. 95–106. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) IX. Folio-Format, Ledereinband.
1 Im Zusammenhang des französischen Originals lautet der Satz: „Mais chez tous, si nombreuses que soient ses pages et à quelque âge qu’elles aient été écrites, le journal s’arrête quand l’œuvre commence, sauf chez Amiel, qui s’est perdu en lui.“ Girard 1965: 107.
2 Vgl. Girard 1986 [1963].
3 Ebd.: XVII.
4 Girard 1965: 106.
5 Vgl. ebd.: 105.
6 Vgl. Wuthenow 1990: 165–180. In diesem Exkurs werden die Reisetagebücher von Antonio Pigafetta, Jean de Léry, Wilhelm Heinse und Gustave Flaubert als Beispiele der Gattung besprochen.
7 Wuthenow 1990: 165.
8 Vgl. Vercier 1978.
9 Genette definiert den privaten Epitext wie folgt: „Der eigentliche Unterschied des privaten gegenüber dem öffentlichen Epitext besteht nicht darin, daß ersterer dem Publikum verborgen bleibt und nicht für die Veröffentlichung gedacht ist: Zahlreiche Briefe und zahlreiche Tagebuchseiten werden im klaren Bewußtsein ihrer späteren Veröffentlichung geschrieben, und dieses Vorwissen schmälert ihren privaten, ja intimen Charakter zweifellos nicht. Für uns wird dieser Charakter dadurch definiert, daß zwischen dem Autor und dem eventuellen Publikum ein primärer Adressat eingeschoben ist (ein Briefpartner, ein Vertrauter, der Autor selbst), der nicht als bloßer Mittelsmann oder funktionell transparentes Relais aufgefasst wird […]“. Genette 1989: 354. Zum Tagebuch als privatem Epitext vgl. ebd.: 369–376.
10 Vgl. Gagnebin / Monnier (Hrsg.) 1976–1994.
11 Vgl. Latham / Mattews (Hrsg.) 1970–1983.
12 Vgl. Gusdorf 1948 sowie Girard 1986: 6.
13 Vgl. Knatz 2005: 112. Wie sehr all diese Epochenbezeichnungen einem unzureichenden Schematismus ausgeliefert sind, wird beispielsweise im Bereich der Ästhetik bildender und schreibender Künste deutlich, wenn klassische und romantische Formensprache ineinander übergehen und Heinz Brüggemann mit Reinhart Koselleck wie für das 18. Jahrhundert, so auch für das 19. Jahrhundert die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen konstatieren kann, die in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts Theater, Malerei und Poesie in Europa dominierte. Dies macht die aus einer politischen und ökonomischen Krisensituation entstehenden Veränderungen und Konflikte nicht weniger relevant in ihrem Potential zu einem Begriff von Modernität. Vgl. hierzu Brüggemann 2006: 13., im selben Band auch den Beitrag „Wilhelm von Humboldt. Ein klassizistisch-romantischer Aufklärer“ von Ulrich von Heinz. Vgl. Heinz 2006.
14 Dazu zählen neben den eigentlichen Reisetagebüchern die umfangreichen Korrespondenzen (wohl an die 12.000 von ca. 50.000 erhaltenen Briefen, vgl. Ette 2001: 35), Skizzenbücher und Arbeitshefte, welche in den vergangenen Jahrzehnten dank der Arbeit der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gesichtet, teilweise ediert und ausgewertet wurden. Diese Arbeit ist keineswegs abgeschlossen: Im 2015 angelaufenen Langzeitvorhaben „Alexander von Humboldt auf Reisen – Wissenschaft aus der Bewegung“ (http://www.bbaw.de/forschung/avh-r/uebersicht) sollen Humboldts russische wie amerikanische Reisetagebücher eine vollständige und kritische Edition erfahren. Im Kooperations-Projekt humboldt.ART der Universität Potsdam (Teilprojekt „Genealogie, Chronologie, Epistemologie“) und der Staatsbibliothek zu Berlin PK (Teilprojekt „Sicherung, Kontextualisierung und Digitalisierung“) sollen die Tagebücher in ihrer inhaltlichen und materiellen Dimension weiter analysiert werden. Zur Bedeutung gesammelter Aufzeichnungen und Notizen für Humboldts veröffentlichtes Spätwerk vgl. das Forschungsprojekt von Dominik Erdmann „Totalansichten aus dem Zettelkasten – Die Schriftbildlichkeit des Entwurfs als Basis der visuellen Poetologien in Alexander von Humboldts Kosmos“.
15 Gusdorf 1948: 40.
16 Ebd.: 40.
17 Zu Humboldt als Theoretiker und Repräsentant einer anderen Moderne vgl. ausführlich Ette 2002.
18 Ette 2001: 51–52.
19 Zitiert aus De La Roquette 1865: XXXV.
20 Girard 1986: XX.
21 Vgl. Siegel 2003 zur Bedeutung jenes u. a. von Horkheimer und Lukacs geprägten Vernunftbegriffs als Zeichen der Moderne für die Wissensorganisation in den Reiseberichten und Reisetagebüchern. Diese „Bewaffnung der Sinne“ bringt für Eva-Maria Siegel jedoch in ihrer anthropologischen Dimension auch eine problematische Komponente mit sich, welche gerade in jenem Vertrauen auf Repräsentierbarkeit der Sinnenwelt in der Sinnwelt der Instrumente beruht: „Das ‚gepriesene Glück des Menschen im Urzustand‘, das Rousseau beschwor und das Forster auf Tahiti gefunden zu haben glaubte, erweist sich bei Humboldt als trügerisch in höchstem Maße. Die Welt der sinnlichen Wahrnehmung von Landschaften, Gütern und Menschen erscheint innerhalb der Sinnwelt der Repräsentation, wie sie in seinen Schriften vorgeführt wird, ganz und gar praktischer Natur. Sie gibt dem Leser die Gedanken und Taten eines Naturbetrachters zur Kenntnis, der mehr als jeder andere die Erscheinungen der Außenwelt in eine Richtung zu lenken suchte, in der sie den Sonden der Sinne zugänglich ist.“ Ebd.: 3. Die Möglichkeit einer zweifelnd-erkenntniskritischen Dimension moderner Intimität, wie sie die essayistischen Passagen beinhalten könnten und welche diesem Vernunfttypus entgegensteht, wird in diesem Beitrag jedoch nicht berücksichtigt.
22 Vgl. Hocke 1991.
23 Vgl. neben Hocke 1991 beispielsweise Wuthenow 1990; Schönborn 1999; Girard 1965 u. ders. 1986; Del Litto 1978; Lejeune / Bogaert 2006.
24 Eine Übersicht der Bände mit den auf den Buchdeckeln angegebenen Titeln findet sich im Inhaltsverzeichnis dieses Beitrags.
25 Zur komplexen Geschichte der erhaltenen Bände der Tagebücher sowie dem Projekt einer partiellen Edition vgl. Faak 1982: 21–47; Faak/Suckow 2000: 23–30 sowie Leitner 2005: 7–10.
26 Vgl. hierzu die Dissertationsprojekte von Julia Bayerl zu den graphischen und ikonotextuellen Bestandteilen der Tagebücher, Aniela Mikolajczyk zur Frage nach Humboldts kritischer Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen von Sklaverei, wie sie sich in den Tagebüchern im Vergleich mit den veröffentlichten Texten Humboldts widerspiegelt und schließlich Pauline Barral, welche die Tabücher unter dem Gesichtspunkt einer historischen Epistemologie der Landschaft untersucht (http://www.uni-potsdam.de/humboldtart/team/index.html).
27 Für einen ersten Eindruck über die verschiedenen epistemologischen Felder der Tagebücher vgl. die Übersicht von Margot Faak 2002.
28 „Epistemische Dinge sind Dinge, denen die Anstrengung des Wissens gilt – nicht unbedingt Objekte im engeren Sinn, es können auch Strukturen, Reaktionen, Funktionen sein. Als epistemische präsentieren sich diese Dinge in einer für sie charakteristischen, irreduziblen Verschwommenheit und Vagheit.“ Rheinberger 2002: 24.
29 Ebd.: 25.
30 Vgl. beispielsweise die komplexe chronologisch schwer nachvollziehbare Textgenese in Humboldt, Alexander von ([1802–1804]): Voyage de Lima à Guayaquil p 9; Voyage de Guayaquil à Acapulco p 34; Observations astronomiques du Mexique p 300–315; Chronologie de mes voyages; Les 2 Volcans de la Puebla p 153; Voyage d‘Acapulco à Mexico p 103; Pachuca, Real del Monte p 133–148 179–182. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) VIII. Folio-Format, Ledereinband: 167r.
31 Kraft 2014: 5.
32 Vgl. Humboldt, Alexander von ([1797, 1799–1800]): Reise von Cumana nach der Havana (Altes von der Reise Dresden, Wien, Salzburg). Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) V. Quart-Format, Ledereinband.
33 Vgl. Humboldt, Alexander von ([1798–1802, 1805]): 1) Voyage a Caripe 1799, p. 1–62; 2) Obs. astr. Apure – Orénoque p. 86–98; 3) Batabano (Cuba) à Sinu Carthagène et Turbaco 1801; 4) Quito 1802 Meteor.; 5) De Paris à Toulon Oct. 1798; 6) Voy. d‘Italie avec Gay Lussac. Obs. magn. 1805. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Nachl. Alexander von Humboldt (Tagebücher) II und VI. Quart-Format, Ledereinband.
34 Vgl. Bourguet 1998.
35 Vgl. u. a. Beispielen Alexander von Humboldts letztes Porträt von Julius Schrader aus dem Jahre 1859, welches den greisen Gelehrten vor dem Massiv des Chimborazo in seiner berühmten Haltung des „Auf-den-Knien“-Schreibens zeigt. Das Zentrum des Bildes füllen die auf Humboldts Schoß ruhenden, geöffneten Reisetagebücher.
36 Zur epistemologischen Orientierung Alexander von Humboldts vor seiner Amerikareise und seine Auseinandersetzung mit der französischen Wissenschaftslandschaft vor und während seines Pariser Aufenthalts vgl. Mook 2012: 391–424. Zu Humboldts Auseinandersetzung mit der französischen Philosophie vgl. Minguet 1969: 67–72.
37 Zum Bruch mit dem Neptunismus, wie er sich in artikulierter Form widerspiegelt, war es ein langer wissenschaftlicher Weg, der während der Amerikareise vor allem im „Journal du Mexique à Veracruz“ in seinen Anfängen nachvollziehbar wird, auch wenn Humboldt sich öffentlich erst spät von dieser Theorie endgültig verabschiedete. Vgl. Leitner 2002.
38 Girard 1986: 3.
39 Vgl. Faak, Suckow 2000: 18.
40 Zum Charakter der Sudelbücher vgl. Wuthenow 1990: 43–44 sowie Schönborn 1999: 276–283.
41 Zincke 1914: XIII.
42 Girard 1986: 4.
43 Ebd.
44 So Sibylle Schönborn zu Lavater als Stratege des Mediensystems, für den das Geheime der Textproduktion nur ein Aspekt des Möglichen darstellte: „Lavaters Bedeutung erschöpft sich nicht in der Textproduktion, sondern er selbst ist Motor, verborgener deus ex machina des Systems, Medienspezialist und Medienproduzent. […] Lavaters Existenz gründet sich wie bei keinem anderen seiner Zeitgenossen auf den Text, seine eigene Existenz ist eine mediale.“ Schönborn 1999: 87.
45 Girard 1986: 4.
46 Zur hochkomplexen Chronologie der Materialanordnung während und nach der Reise durch Humboldt selbst vgl. Faak 2003: 23–28 sowie Faak/Suckow 2000: 19.
47 Vgl. ebd.: 19–23 für einen ersten vergleichenden Eindruck zwischen Reisetagebüchern und veröffentlichtem Reisebericht. Margot Faak und Christian Suckow weisen zwar auf den wissenschaftlich detaillierteren und stilistisch wie narrativ selbstverständlich kohärenteren Charakter des Reiseberichts hin, heben jedoch die intensive narrative Lebhaftigkeit und Farbigkeit, aber auch die wesentlich kritischere Diskursführung der Tagebücher bezüglich der gesellschaftlichen und politischen Missstände in den Amerikas hervor. Vgl. ebd.: 22.
48 Zum Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher Offenheit und einer „Ästhetik des Scheiterns“, welche den Fragment-Charakter der humboldtschen Projekte als nicht zum Abschluss gelangende Prozessualität des Forschens und Korrigierens dem Rezipienten zugänglich macht vgl. Ette 2009: 24–26.
49 Vgl. Hey’l 2007: 169–173.
50 Zur Genese dieser neukantianischen Problematik vgl. Häusser 1988, insb. Kap. 5.3. Spätestens ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts und im Schatten der Relativitätstheorie wird diese Notwendigkeit offenbar. Zu Ernst Cassirers kreativer Auseinandersetzung mit den apriorischen Grundlagen des Wissens in Anbetracht eines sich wandelnden physikalischen Weltbildes vgl. Ferrari 2002: 111–113.
51 Zu Herders Raumbegriff als durch die Sinne vermittelten Modus einer organischen Kraft, wie er ihn in seiner Metakritik (1799) entwickelt vgl. Lohmann 2013, insb. 49–50. Zu verwischten Spuren herderschen Denkens bei Humboldt vgl. Hunger 2009.
52 Humboldt 1799: 21R. Mit „Wilhelm“. „Li“ und „Burgörner“ werden Alexanders Bruder und dessen Frau Caroline von Dacheröden (1766–1829) sowie der Wohnsitz der jungen Eheleute, Schloss Hettstedt-Burgörner, auf- und angerufen.
53 „Die schönen Sterne des Centaur und des südlichen Kreuzes werden einst in unseren nördlichen Breiten sichtbar werden, während andere Sterne (Sirius und der Gürtel des Orion) dann niedersinken. Der ruhende Nordpol wird nach und nach durch Sterne des Cepheus (β und α) und des Schwans (δ) bezeichnet werden, bis nach 12000 Jahren Wega der Leier als der prachtvollste aller möglichen Polarsterne erscheinen wird. Diese Angaben versinnlichen uns die Größe von Bewegungen, welche in unendlich kleinen Zeittheilen ununterbrochen, wie eine ewige Weltuhr, fortschreiten.“ Humboldt 2004: 76.
54 Ette 2011: 22.
55 Dies Auseinandersetzung mit dem Bild-Text-Material wird derzeit im Potsdamer Dissertationsprojekt von Julia Bayerl, „Ikonotextuelle Untersuchungen der Amerikanischen Reisetagebücher Alexander von Humboldts“, realisiert (http://www.uni-potsdam.de/humboldtart/projekt/promotionsprojekt-bayerl.html).
56 Vgl. Blumenberg 1986: 281–299.
57 Vgl. Hey’l 2007: 162–169.
58 Humboldt 1799: 26V.
59 Vgl. Henrich 2010: 38. Zu Humboldts und den naturwissenschaftlichen Theorien von Kant und Laplace vgl. Knobloch 2004.
60 Vgl. 298–299.
61 Vgl. Hey’l 2007: 95–118.
62 Vgl. ebd. 111–115. Zu jenem großen Versprechen der philologischen Disziplinen, wie es spätestens Anfang des 19. Jahrhunderts mit Napoleons Ägyptenfeldzug und dem damit einhergehenden Interesse an den Hieroglyphentexten weiter an Bedeutung für neue Zivilisationserzählungen der frühen Moderne gewann und dessen rassenlogischen Schattenseiten vgl. Messling 2012: 11–19 sowie Messling / Ette 2013.
63 Vgl. Trabant 2005 und Ders. 2013.
64 Vgl. Trabant 1986.
65 Vgl. Lepenies 2001: 6–9.
66 Vgl. Cannon 1978: 73–110.
67 Vgl. Ette 2001.
68 Cannon 1978: 105.
69 Vgl. Bunge 1969 (Humboldt als letzter Aufklärer), Heisenberg 1969 (Humboldt als universalgelehrter Wegbereiter der modernen, epistemologisch differenzierten und diversifizierten Naturwissenschaften).
70 Zum Verhältnis zwischen Subjektbewusstsein und bürgerlicher Gesellschaft, Industriegesellschaft und Natur wie es Joachim Ritter vor allem im Anschluss an Hegel untersucht hat vgl. ders. 1989. Zu diesen Zusammenhängen, wie sie auch die Entstehung und Ausdifferenzierung der Gattung „Tagebuch“ begleiteten und beeinflussten vgl. Girard 1965: 103ff., ausführlich ders. 1989.
71 Vgl. Hegel 1979 [1801].
72 Vgl. Schlegel / Tieck (Hrsg.) 1802. Zur subjektkritischen Funktion, die bei Hardenberg zu Kritik an Empirie und ihrem Begriff der natura naturata wird vgl. Blumenberg 1986: 236–240. „Der mythische Name, der bei Novalis am häufigsten vorkommt, ist der des Proteus. Er markiert die Gleichgültigkeit der faktischen Gestalt der Naturerscheinungen im Verhältnis zu den vermuteten Kräften, die sich nur episodisch in ihnen äußern, wie der Sprechende in jenem Wort oder Satz seiner Sprache, der alsbald verklungen ist.“ Ebd.: 237.
73 Vgl. Lütkehaus 1988: 615.
74 Schopenhauer 1988: 239.
75 Vgl. Schopenhauer 1988: 226.
76 Lütkehaus 1988: 622.
77 Vgl. Hey’l 2007: 160–162. Zu ideengeschichtlichen und epistemologischen Rezeptionslinien im Zusammenhang mit Humboldts Aufsatz „Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius“ vgl. Mook 2012: 207–236.
78 Zu Humboldts Verortung „zwischen Aufklärung und Romantik“ vgl. Dettelbach 2001 u. Köchy 2002.
79 Böhme 2001: 23.
80 Ebd.
81 Ebd. 17.
82 Trotz seines Glaubens an eine Einheit in den Zusammenhängen der Natur, könnte genauso gut der divinatorisch-systematische Charakter im Prozess wissenschaftlichen Erkennens für Humboldt in seinen Tagebüchern herausgearbeitet werden. Dies ganz im Sinne des berühmten Popper-Wortes vom Wissen als „ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen.“ Popper 1982: xxv.
83 Vgl. Werner 2000.
84 Vgl. Hey’l 2007: 91–92.
85 Vgl. Helmreich 2009: 64–65, Werner 2009: 80–83.
86 Vgl. Helmreich 2009: 55–56.
87 Ebd.: 56.
88 Espagne 2014: 97.
89 Hey’l 2007: 236.
90 Vgl. Zeuske 2001 u. Ders. 2002, Bernecker 2001.
91 Dies unternimmt derzeit Aniela Mikolajczyk in ihrem Dissertations-Projekt „Literarische Darstellungsformen der Sklaverei in den Amerikanischen Reisetagebüchern Alexander von Humboldts“ (http://www.uni-potsdam.de/humboldtart/projekt/promotionsprojekt-mikolajczyk.html).
92 So die Otomaken und das „sonderbare“ Essen der Erde. Vgl. Humboldt 1808: 142–155.
93 Kurz vor dem Zitat von Friedrich Schillers Braut von Messina am Ende seiner Vorrede zum ersten Band der Ansichten der Natur schreibt Humboldt: „Überall habe ich auf den ewigen Einfluss hingewiesen, welchen die physische Natur auf die moralische Stimmung der Menschheit und auf ihre Schicksale ausübt. Bedrängten Gemüthern sind diese Blätter vorzugsweise gewidmet. ‚Wer sich herausgerettet aus der stürmischen Lebenswelle,‘ folgt mir gern in das Dickicht der Wälder, durch die unabsehbare Steppe und auf den hohen Rücken der Andenkette. Zum ihm spricht der weltrichtende Chor: ‚Auf den Bergen ist Freyheit Der Hauch der / Grüfte / Steigt nicht hinauf in die reinen / Lüfte, / Die Welt ist vollkommen überall / Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.“ Humboldt 1808: VII-VIII.
94 Vgl. Hey’l 2007: 159–174.
95 Eine schöne Passage hierzu wäre etwa eine Überlegung, die Humboldt noch auf den Kanaren anstellte und die noch klar in seine Jugendzeit als Anatomie-Interessierter verweist: „Ein sich ausdehnender Körper (das Quecksilber des Thermometer) und ein empfindender Körper, in dem nur ein Totalgefühl, ein allgemeines Bewußtsein seines Zustandes herrscht, sind zwei sehr verschiedene Dinge. In dem, was wir Wärmegefühl nennen, sind alle äußeren und inneren Ursachen begriffen, welche jenes Gefühl erregen, Ursachen, von denen die Temperatur des Luftkreises oft gerade die unbedeutendste ist, da alle reizenden Potenzen, Furcht, Freude, elektrischer Gehalt der Luft, Helligkeit, Speise dahin gehören.“ Humboldt 1799: 18R.
96 Ebd.: 30V.
97 Vgl. La Condamine 1745, 1751, 1752.
98 Vgl. Forster 1778–1780 u. Zincke / Leitzmann 1914.
99 Vgl. Schopenhauer 1988.
100 Besonders aufschlussreich könnte neben den als Reisebericht veröffentlichten Tagebüchern (vgl. Chamisso 1836) hier ein Vergleich der Original-Tagebücher Adelbert von Chamissos sein, welche in der Staatsbibliothek zu Berlin PK aufbewahrt werden (http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/).
101 Transkribiert und digitalisiert einsehbar unter http://darwin-online.org.uk/.